Rezension

Yeasayer

Fragrant World


Highlights: Fingers Never Bleed // Henrietta // Reagan's Skeleton
Genre: Experimental Electro-Pop
Sounds Like: Hot Chip // Animal Collective // Holy Other // Twin Shadow

VÖ: 17.08.2012

Mit "Fragrant World" betiteln Yeasayer ihr aktuelles, drittes Studioalbum. Wonach duftet denn die Yeasayer-Welt, wird man sich vielleicht fragen? Wenn man die Duftnote beschreiben müsste, die dieses Album hinterlässt, wäre es auf jeden Fall eine leichte, benebelnde, aber gleichzeitig auch erfrischende. Zum Träumen würde sie aber auch verleiten, vielleicht auch etwas traurig stimmen. Definitiv würde sich der Duft aber mit der Zeit verändern, sodass immer wieder andere Nuancen heraus schillern würden. So viel also zur synästhetischen Wahrnehmung der neusten Yeasayer-Musik.

"Fragrant World" klingt insgesamt düsterer als "Odd Blood", das Hitalbum von 2010. Fast keine Gitarren gibt es darauf zu hören, dafür aber umso phantastischere elektronische Soundtüfteleien. Synthesizerklänge wabern umher, Drummachines geben den Takt vor und meist ist es Chris Keatings Stimme, die sich über all das legt, mal verhallend, mal bestimmend und beinahe aufdringlich. Woher all diese teils bedrückenden Melodien kämen, hat man Chris Keating in einem Interview gefragt. Er führt es zurück auf die Einsamkeit und Isolation in der Weltstadt New York. Alleine unter Menschen hätten sich die Bandmitglieder sozusagen gefühlt und sie hätten ein Tief durchmachen müssen. Die Songs haben ihnen dabei geholfen, mit ihren Gefühlen umzugehen.

Einige der Einspielungen auf "Fragrant World" erinnern an Soundschnipsel von Hot Chip, auch Fever Rays düsterer Elektro blinzelt hier und da auf. Im Song "Reagan´s Skeleton" drängen sich Erinnerungen an "Sweet Harmony" von The Beloved auf. Ohnehin ist der Hörer mit ständigen Brüchen konfrontiert. Kein Wunder, da alleine die Einflüsse auf den Gesang von Teddy Pendergrass bis Aaliyah reichen. Der Sound orientiert sich weiterhin an früher 90er Jahre Elektronik, etwas R'n'B und allerhand Popmelodien. Einen bestimmten Vorsatz hatte die Band bei all dieser Verschiedenheit jedoch: Sie wollte unbedingt "funky" klingen. Diesem Vorsatz werden Yeasayer definitiv gerecht. Auch bei all der Tragik, die das Album mit sich bringt, brechen immer wieder genau solche Momente aus dem wabernden Sounduntergrund hervor.

So verleiten beispielweise die Singleauskopplung "Henrietta", das poppige "Devil And The Deed", oder auch das an Hudson Mohawkes elektronische Spielereien erinnernde "No Bones" dazu die müden Knochen zu bewegen und in unbestimmter Weise das Tanzbein im Club zu schwingen. Der Geruch der Nebelmaschine würde dabei bestimmt perfekt mit den imaginativ wohlduftenden Yeasayer-Sounds harmonieren.

Marlena Julia Dorniak

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