Rezension

Yann Tiersen

Skyline


Highlights: Exit 25 Block 20 // Forgive Me // The Trial
Genre: Post-Klassik
Sounds Like: Owen Pallett // Devotchka // Orka

VÖ: 14.10.2011

Eine Angewohnheit des Menschen: Verbindungen dort suchen, wo eigentlich keine sind. Sieht man beispielsweise im Stau ein paar Lampen nacheinander aufblitzen, stellt man sich sogleich eine Linie des Lichts vor, die diese verbindet – und wenn Yann Tiersen auf „Dust Lane“ noch ein einladendes „Fuck Me“ säuselt und sich auf „Skyline“ nun ein Song namens „Forgive Me“ findet, könnte sich fast die Frage aufdrängen, was der charmante Franzose zwischen diesen beiden Imperativen so angestellt haben könnte.

Hört man sich andere Tracks von „Skyline“ an, könnte man fast auf die Idee kommen, dass da Massenmord im Spiel gewesen sein könnte – so wirkt das markerschütternde Geschrei im Hintergrund von „Exit 25 Block 20“ beinahe wie eine Horrorfilmvertonung. Oder zumindest wie ein krankes Gemisch aus Horrorfilmvertonung und Weihnachtslied – denn Tiersens scheinbare neue Liebe zu zuckersüßen Xylophonmelodien und Chören, die genauso gut auch „Stern über Bethlehem“ hätten singen können und welche sich inbesondere in „The Trial“ manifestiert, drängelt sich auch hier wieder in den Vordergrund.

Diese großen Melodien sind dann auch weiterhin das einzige, was vom Yann Tiersen aus „Amélie“-Zeiten noch übrig geblieben ist – auch wenn man diese immer mühsamer aus Loops, elektronischen Elementen und vielen anderen Spielereien extrahieren muss. Höchstens live zeigt der Franzose immer mal wieder bei Geigensoli, dass er den großen Klassikpop noch könnte, wenn er wollte – klassische Instrumente aber größtenteils hinter ihm liegen.

So etabliert sich Tiersen immer mehr als Komponist für all diejenigen, die ihre Vorliebe für Melodien nicht abstreiten können, aber dennoch lieber das „easy“ aus „Easy Listening“ streichen würden. Sympathisch bleibt der gute Yann auch so noch – und das mit dem Massenmörder haben wir uns ja sicherlich eh nur eingebildet.

Jan Martens

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