Rezension

Urlaub In Polen

Liquid


Highlights: Sweet Candy Piper // Defender of the Crown // Flicker
Genre: Indie-Rock // Elektro // Krautrock // Experimental
Sounds Like: Blackmail // Primal Scream // Jeans Team // The Faint

VÖ: 27.02.2009

Genre-Begriffe und Referenzen sind Schall und Rauch. Ganz gleich, womit man „Liquid“, das neueste Werk des Kölner Duos Urlaub in Polen zu vergleichen versucht, einen Volltreffer zu landen, ist eigentlich ausgeschlossen. Also – siehe Kollege Frommherz’ Rezension zum Vorgänger „Health & Welfare“ – läuft im Grunde genommen alles nach Plan. Wo andere Bands sich von Album zu Album weiterentwickeln und ihren Stil verändern, tun Jan Philipp Janzen und Georg Brenner alias Urlaub in Polen, die von Ihrem gemeinsamen Projekt abgesehen ansonsten bei Von Spar respektive Ken unterwegs sind, das gefühlt im Minutentakt. Einmal quer durch den Plattenladen, ist aus so gut wie jeder Abteilung etwas mit dabei.

Fangen wir im Indie-Rock-Regal an: die krachenden Gitarren in „Sweet Candy Piper“ hätten mit ihren simplen, gleichwohl genialen Riffs auch Blackmail gut zu Gesicht gestanden, während „Flicker“ leicht an die Queens of the Stone Age erinnert. Der Übergang ins Elektronische ist fließend: „Theodore Flames“ setzt nur partiell Keyboardakzente, gleitet aber des Öfteren in Richtung Noise ab und nervt mitunter ziemlich. „Defender of the Crown“ dagegen ist ein richtig eingängiger Dancefloor-Hit geworden, wahrscheinlich der zugänglichste Track, der je der Feder des Duos entsprungen ist. Auch das Jeans-Team-artige „Sequence 1“ könnte man als DJ locker im Club auflegen. ganz im Gegensatz zum kurzen Intermezzo „Sometimes Love is just an Airport“, das in Richtung Ambient abdriftet. Fast über die komplette Albumlänge hinweg sorgen die treibenden, repetitiven Drums dazu für eine gute Portion Krautrock.

Analog zu Kraftwerk müsste deshalb eigentlich „Autobahn“ das Motto von „Liquid“ sein, denn die linke Spur bei 200 Sachen ist ohne Zweifel das ideale Habitat der Scheibe. Wie ein Chamäleon wird sich aber auch anderen Umgebungen und Stimmungslagen problemlos angepasst. Die hohe Sounddichte lässt dabei weniger auf ein Duo, sondern eher auf die doppelte Anzahl an Bandmitgliedern schließen. Eine Platte, die insbesondere ob ihrer Vielseitigkeit nur wenig Wünsche offen lässt und kaum schwächere Tracks im Gepäck hat. Man möchte sich fast wünschen, dass die beiden ihre regulären Bands vorübergehend einmal hinten anstellen.

Johannes Neuhauser

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