Rezension

Travis

10 Songs


Highlights: The Only Thing // A Ghost // Kissing In The Wind
Genre: Pop // Brit-Pop
Sounds Like: Eskobar // Badly Drawn Boy // Coldplay

VÖ: 09.10.2020

Fran Healy der Leisetreter ist zurück. Spätestens seit "The Man Who" und erst recht seit "The Invisible Band" steht seine in Glasgow gegründete Band für introvertierte Popmusik. Das Vierergespann machte den Weg frei für Bands wie Keane und vor allem Coldplay, die es laut Chris Martin ohne Travis wohl gar nicht gegeben hätte. Mit "10 Songs" legen Travis nun ihr neuntes Studioalbum vor. Die Vorabsongs ließen auf Gutes hoffen, wie etwa das treibende "A Ghost" und vor allem die emotionale Gefühlskeule "The Only Thing". Das Duett mit der Bangles-Sängerin Susanna Hoffs ist so zuckersüß geraten, dass sogar Healys Bandkollegen im Musikvideo etwas kritisch auf die zwei gespielt verliebten Turteltäubchen schauen. Die Stimmen harmonieren auf derart wunderbare Weise, als würden die beiden schon seit jeher im Duett singen. Vor allem Hoffs macht das hier fantastisch, man könnte sie sich glatt in einem Lee-Hazlewood-Song der 60er Jahre vorstellen. Zudem schwelgen die Geigen, das Piano perlt und die an Eskobars Frühphase erinnernde Melodie lullt einen ein, sodass man hier regelrecht einen Zuckerschock bekommt. Aber wenn das so traumhaft klingt, nimmt man das gerne in Kauf.

Schaut man sich mal die zentralen Alben der Band an, sind immer wieder die der Anfangstage im Fokus, das heimliche Meisterwerk ist jedoch "12 Memories" von 2003, welches nach dem Unfall des Schlagzeugers Neil Primrose veröffentlicht wurde und für die Band eine Art Neubeginn darstellte. Fran Healy schrieb hierfür auch die ersten politischen Songs, was für die bisher komplett unpolitische Band Neuland war. Aber auch der Sound wurde drastisch verändert mit deutlich mehr Ecken und Kanten. Es dröhnte, brummte, stampfte und die einzelnen Instrumente wurden deutlich mehr in den Fokus gerückt. Leider haben sie diesen Weg nicht weiter verfolgt und auch auf "10 Songs" ist eher alles wieder so, wie wir es von Travis zumeist seit rund 23 Jahren gewohnt sind. Man kann der Band dadurch sicherlich vorwerfen, dass sie musikalisch weiterhin etwas stagnieren, wobei "Valentine" dann doch noch ein positiver Ausreißer ist. Hier wagen sie mal etwas und beginnen den Song mit einer Akustikgitarrenmelodie, die gefühlt von einem Anfänger gespielt wird und schlittern dann in einen mit fiesen E-Gitarren aufwartenden Refrain. Überraschung des Albums. Der Rest bleibt jedoch gewohnt zurückgelehnt und teilweise leider auch etwas fad. Bei "Nina´s Song" oder "A Million Hearts" beispielsweise fehlt der Aha-Effekt und in der zweiten Albumhälfte weiß lediglich das bereits seit 2019 bekannte "Kissing In The Wind" zu überzeugen, bei dem es inhaltlich um das Tagträumen geht: "You´re only happy when you´re dreaming / Dreaming ´bout nothing much". Hier kommen die einschmeichelnden Travis-Stärken wieder voll zur Geltung und die Melodiefolge im Refrain ist sowieso großartig. Gerne nächstes mal mehr von solchen Songs, denn Travis zeigen auf ihrem aktuellen Album zumindest teilweise zu was sie noch imstande sind.

Marcus Schmanteck

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Video zu "The Only Thing"
Video zu "A Ghost"

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