Rezension

The Joy Formidable

Hitch


Highlights: A Second In White // Radio Of Lips // Liana
Genre: Indierock
Sounds Like: Biffy Clyro // Yeah Yeah Yeahs // Blood Red Shoes

VÖ: 25.03.2016

Wer hat eigentlich gesagt, dass DIY nur was für Hinterhofpunks ist, die damit die Weltordnung stürzen wollen? The Joy Formidable zeigen, dass man auch Indierock mit Stadionambitionen sehr gut mit den eigenen zwei beziehungsweise sechs Händen machen kann. Die Waliser haben sich nicht nur ein gemütliches Studio gebaut und die Songs für ihr drittes Album selber produziert, sondern auch ein eigenes Label gegründet, das sich unter anderem mit einer 7-Inch-Serie für Musik mit walisischen Texten hervortut, und neben den Aufnahmen zu „Hitch“ haben sie außerdem den Soundtrack zu dem Kurzfilm „Floating“ beigesteuert.

Wer jetzt denkt, dass so viel Selbermachen sicher zu einem raueren Sound führt, der irrt. Stattdessen ruft die große Bühne lauter denn je: Der Sound ist bombastischer, die Soundwände reichen bis in den Himmel und für das Meer aus Feuerzeugen beziehungsweise Handybildschirmen ist mit „Liana“ auch schon vorgesorgt. Erfahrungen mit den ganz großen Bühnen haben The Joy Formidable bereits zur Genüge gesammelt, als sie im Vorprogramm von Bands wie den Foo Fighters oder auch Paul McCartney gespielt haben. Nur an den ganz ruhigen Stücken könnten die Waliser noch ein bisschen arbeiten. „The Gift“ fällt mit der Reduzierung auf Stimme, den dezenten Klangteppich aus Keyboard und Spielereien auf der elektrischen Gitarre zwar auf, wirkt aber eher wie ein Fremdkörper auf einem Album, das insgesamt weniger nach vorn geht als noch „Wolf’s Law“, sich dafür aber mit dem fetten Sound ordentlich breit macht.

Auch die richtig großen Hits müssten noch ein wenig offensichtlicher gestaltet werden, um ganze Arenen zum Mitgröhlen zu animieren. „Radio Of Lips“ geht gut ins Ohr, keine Frage. Es ist mit sechseinhalb Minuten aber ein bisschen lang. Überhaupt ist es auffällig, dass drei Viertel aller Lieder auf „Hitch“ locker die Fünf-Minuten-Marke knacken. Da sind die Jam-Parts für die Liveshows schon direkt mit eingebaut. Das ist ziemlich weitsichtig und wird sich hoffentlich als nützlich erweisen, wenn The Joy Formidable bald auch als Headliner die großen Bühnen dieser Welt mit ihrem bombastischen Indierock beschallen.

Lisa Dücker

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Video zur Single "The Last Thing On My Mind" (Achtung: viel nackte Haut!)

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"The Last Thing On My Mind (Radio Edit)"

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