Rezension

The Joy Formidable

The Big Roar


Highlights: The Everchanging Spectrum Of A Lie // Whirring // Cradle
Genre: Indie-Rock // Shoegaze
Sounds Like: Sky Larkin // Yeah Yeah Yeahs // Blood Red Shoes // Fight Like Apes

VÖ: 25.02.2011

Schon im Albumtitel das große Gebrüll ausrufen und dann den Opener von „The Big Roar“ nach sieben Minuten direkt mit einem erbarmungslosen Krachgewitter niedermähen: The Joy Formidable machen sofort an der Eingangspforte klar, dass nicht jeder rein darf. Oder sollte. Denn nur, weil sie mit The Temper Trap touren und hier eine Dame das Mikro hütet, ist der Weichspülgang nicht gleich vorprogrammiert. Stattdessen mauert das Trio Soundwände, was das Zeug hält und klatscht dazu mit einem großen Eimer Pop einen frischen Anstrich aufs Gesamtwerk.

Und all der Wumms, er kommt mit ordentlich Freude daher. Das Tempo ist flott, die Klampfen laut und Drummer Matt Thomas wahrscheinlich ein achtarmiger Gorilla mit integriertem Uhrwerk (man höre nur einmal das Ende von „I Don't Wanna See You Like This“). Nicht weniger Laune macht die Sängerin und Gitarristin mit dem wundervollen Namen Ritzy Bryan, wenn sie so manche kecke Melodie aufs Band bringt. „Whirring“ hamstert von denen gleich ein halbes Dutzend und schichtet noch eine zuckersüße Synthie-Melodie oben auf. Ohnehin ist es „Whirring“, in dem die Band ihre Trademarks in Stein meißelt: Zunächst die mächtig zerrende Gitarre, später Shoegaze, Riffs und eine finale Polterabfahrt, nach deren Genuss das Sauerstoffzelt ruft.

Zwingend ist „The Big Roar“ bei all seiner Dynamik nicht immer, so manche Melodie scheint sogar öfter aufzutauchen. Sei's drum: Zu Mitte des Albums nimmt das Interlude „(Maruyama)“ Schwung und Druck aus der Platte und wagt sich stattdessen in sphärische Tiefen vor. „Cradle“ ist wieder einer dieser Ohrwurmkandidaten mit bretternden Saiten, bevor Ritzy bei „Llaw=Wall“ ihr Mikro an einen männlichen Kollegen abgibt – ein gelungener Tapetenwechsel.

Nach dem Mini-Album „A Balloon Called Moaning“ darf man The Joy Formidable dieses Mal ganz aufrichtig zum gelungenen Einstand gratulieren. „The Big Roar“ steckt souverän eigenes Terrain ab und pflanzt dort genug frischen Input an, um im Gitarrenpop der Zukunft mitreden zu können. Ob's mal zum Thron reicht? Mal gucken. Der Status quo lautet erst einmal: Gut gebrüllt, Löwe!

Gordon Barnard

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