Rezension
The Horrors
Luminous
Highlights: Chasing Shadows // So Now You Know // Sleepwalk
Genre: Synthie-Pop // Shoegaze // Psychedelic
Sounds Like: Tame Impala // My Bloody Valentine // Midnight Juggernauts // M83 // Deerhunter // The Stone Roses // Joy Division // David Bowie
VÖ: 02.05.2014
Aufgesetztheit kann man The Horrors mittlerweile nun wirklich nicht mehr vorwerfen. Zu Zeiten des Debüts "Strange House" sah das noch anders aus. Dieses polarisierte zumindest, und spätestens nachdem man dann noch ein Bandfoto in übertriebenem Goth-Mod-Styling inklusive eimerweise Kajal gesehen hatte, konnte man das Quintett wirklich nicht mehr ernst nehmen. Dass die Band nach dem obligatorischen NME-Hype nicht direkt wieder in der Versenkung verschwand, hat sie den darauf folgenden Werken "Primary Colours" und "Skying" zu verdanken, die zum einen Substanz bewiesen und zum anderen zeigten, wo The Horrors sich wirklich zu Hause fühlen: In den 80er Jahren nämlich, wo sich breite Gitarrenteppiche und wabernde Synthesizer die Klinke in die Hand geben. Zum Glück nutzten die Engländer das volle Spektrum des Jahrzehnts und vermieden so die drohende Eintönigkeit. Das tun sie auch heute noch, diesmal mit einer Mischung aus Pop, Shoegaze und einer kleinen Portion Psychedelic.
Hauptsache verhallt und sperrig scheint die Devise zu sein – Songs unter fünf Minuten sind eher die Ausnahme. Gleich der fast siebenminütige Opener "Chasing Shadows" ist ein echtes Brett geworden. Ganz bedächtig wird mit einem ausgedehnten Ambient-Intro an den Track herangeführt, um dann urplötzlich irgendwo zwischen Primal Scream und My Bloody Valentine loszulegen. Auch eine gute Portion Madchester schwingt da mit. "First Day Of Spring", das eher zu den unspannenderen Songs auf "Luminous" gehört, ist insbesondere im Bezug auf die Gitarrenarbeit eindeutig an die Stone Roses angelehnt – und auch Sänger Faris Badwans Stimme erinnert zumindest mit etwas Phantasie leicht an Ian Brown. Insgesamt ziehen The Horrors die Schiene aber deutlich weniger konsequent durch als beispielsweise letztes Jahr Jagwar Ma.
Stattdessen lässt das Quintett stellenweise auch den Pathos mal so richtig triefen – und das sogar, ohne zu nerven. So etwa im gelungenen und etwas überraschenden Streicher-Outro von "Falling Star", das den Song aus der Geradlinigkeit zerrt. Und "I See You", an dem bis dato nur das Kraftwerk-Intro erwähnenswert war, bekommt zum Ende noch einen sperrigen Steigerungslauf auf den Leib geschneidert, der M83 alle Ehre macht. Danach nehmen The Horrors ansatzlos eine weitere Abzweigung in ruhigere und leicht psychedelisch angehauchte Gefilde und arbeiten sich so zum eindrucksvollen und verspielten Schlusstrack "Sleepwalk" vor. Was mit Shoegaze und Madchester begann, hat gegen Ende den Brückenschlag zu Tame Impala vollzogen – das ganze jedoch in einer fließenden Bewegung, ohne wirkliche Ausreißer in beide Richtungen. Ein Album aus einem Guss also, das bevorzugt am Stück gehört werden sollte. Und den starken Eindruck der letzten Alben bestätigt.
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