Rezension

The Chemical Brothers

Further


Highlights: Snow // Escape Velocity // Swoon
Genre: Elektro // Krautrock
Sounds Like: Kraftwerk // Neu! // Fatboy Slim // Underworld

VÖ: 11.06.2010

Fast unbemerkt erscheint das siebte Album von The Chemical Brothers. Eigentlich erstaunlich, schließlich sind Tom Rowlands und Ed Simmons jetzt schon eine ganze Weile dabei, ohne je in der Bedeutungslosigkeit versunken zu sein – etwas, das nur ganz wenige elektronische Acts von sich behaupten können. Vielleicht lag die mediale Nichtberücksichtigung einfach an dem Umstand, dass sich The Chemical Brothers für „Further“, ganz ungewohnt, keinerlei prominente Gäste ins Boot geholt haben. Das Album sollte bewusst eine komplette Eigenproduktion sein.

Dieser Schritt war vollkommen richtig, schließlich hatte man zuletzt den Eindruck, dass The Chemical Brothers nur noch Beatlieferanten für Bands von The Klaxons bis zu Midlake waren. Damit wurden sie vor allen Dingen ihren Liveshows nicht gerecht, die um einiges dynamischer und clublastiger daherkommen, als das auf ihren letzten Alben der Fall war.

So ist „Further“ also eine Platte geworden, welche zwar trotzdem nicht ganz ohne Vocals auskommt, aber dennoch den Schwerpunkt ganz klar auf die Synthesizer legt. Dieser Schwerpunkt ist sogar so gewichtig, dass man schon fast alte Haudegen wie Kraftwerk als Referenz rausholen muss, um dieser Synthesizer-Dominanz gerecht zu werden. Sowieso passt das Album klanglich gut in die elektronische Experimentierphase der 70er. Neben bereits erwähnten Kraftwerk schimmert nämlich immer mal wieder auch der ganze krautrockige Wahnsinn von Neu! oder Can durch. Lange psychedelische Elektro-Ekstasen sind das überwiegende Resultat.

Der typische Chemical-Brothers-Sound wurde natürlich nicht vollkommen über Bord geworfen und taucht immer mal wieder auf, wie zum Beispiel bei der ersten Single “Swoon“. Die ganze Mischung ist unter dem Strich gelungen, auch wenn man keine Großtaten wie „Dig Your Own Hole“ oder „Surrender“ erwarten sollte. Dafür ist „Further“ näher an den Liveshows dran, als jedes andere Album der Chemical Brothers. Dazu sei auch gerade die beiliegende DVD ans Herz gelegt, auf der die beiden Videokünstler Adam Smith und Marcus Lyall zu jedem Album-Track passende Visuals kreiert haben und somit „Further“ zu einer Sache für die Ohren und Augen machen.

Benjamin Köhler

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