Rezension

Sizarr

Psycho Boy Happy


Highlights: Cat Mountaineer // Purple Fried
Genre: Indie // Elektro // Pop
Sounds Like: Reptile Youth // Editors // In Golden Tears // James Blake

VÖ: 14.09.2012

Mit leisen Anschlägen schleicht sich das opulent produzierte "Psycho Boy Happy" in seinen ersten Sekunden an. Doch schon bald sind die ruhigen Töne nicht mehr allein, es gesellen sich kräftige Bläser, Drums und mehrstimmiger Gesang dazu. Die ausgefeilte Instrumentierung zieht sich durch das gesamte Werk. Abwechslungsreich geht es zur Sache, mal elektronisch-tanzbar, mal nachdenklich und still, mal zum Mitsingen verleitend. Das ist es also, das langersehnte erste Album von Sizarr, auf das man so lange hat warten müssen, dass man fast hätte glauben können, in der Zwischenzeit seien das Interesse und der Hype um die Band bereits wieder erloschen. Doch das Gegenteil scheint sich eingestellt zu haben. Wenn man es schafft, dass das eigene Album bei web.de und gmx.de angekündigt wird oder, wie die Band stolz verkündet, das neue Video bei Burger King im Fernsehprogramm läuft, hat man es auf jeden Fall geschafft, populär zu sein. Ob das allerdings nur Gutes verheißen mag, wird man noch sehen.

Ende 2009 spielten die Jungs einen ihrer ersten Auftritte im kleinen, dunklen Fatal, der Uni-Kneipe ihrer Heimatstadt Landau in der Pfalz. Keine Ansprüche wollten sie stellen, nur ihre Lieder spielen, und freuten sich wie Bolle darüber, dass sie in ihrem jungen Alter ausnahmsweise mal im Studentenclub abhängen durften. Kurz darauf ging es dann aber schon auf die großen Bühnen, weg von den behütenden Akademiker-Eltern, raus aus der Kleinstadt. Die Schulbank bis zum Abitur zu drücken, fiel da nicht allen in der Band leicht, allzu sehr lockte die bereits erfahrene Freiheit. Damals war noch nichtmals klar, ob es überhaupt jemals bis zu einem Album der Band kommen würde. Mal wollte der Sänger nicht mehr, dann der Drummer, weil das ja eigentlich so gar nicht seine Musik war, die da gespielt wurde. Im Endeffekt haben sie sich aber doch zusammen gerauft und nach langer und intensiver Arbeit "Psycho Boy Happy" fertig gestellt.

Nach einigen grandiosen, damals über Myspace zum kostenlosen Download angebotenen Songs, kam lange Zeit nichts Neues von Fabian, Philipp und Marc. Nur auf Live-Auftritten konnte man etwas von der musikalischen Entwicklung der Jungs zu sehen bekommen. Während die alten Songs krachten und flirrten und von jugendlichem Leichtsinn strotzten, wirken nun die Aufnahmen auf "Psycho Boy Happy" beim ersten Hinhören fast etwas langweilig. Der einstige Überraschungseffekt ist verflogen und an seine Stelle sind sauber produzierte Popsongs getreten. Die allerdings zeigen sich raffiniert und abwechslungsreich. Einflüsse aus Old-School-Hip-Hop, Elektro, Afro-Beat, Rock und Wave beherrschen die Songs. Jeder der drei Jungs mit seinen individuellen Vorlieben scheint zum Zug gekommen zu sein. Genau das scheint die Stärke von Sizarr zu sein: die Kunst, die unterschiedlichen Interessen gekonnt miteinander zu verweben und so Songs entstehen zu lassen, die nicht klar einzusortieren sind. Das macht sie spannend, auch wenn eine Spur mehr Aufsässigkeit und Trotz dem Debüt bestimmt nicht geschadet hätten.

Marlena Julia Dorniak

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