Rezension
Red Hot Chili Peppers
Stadium Arcadium
Highlights: Hard To Concentrate // Tell Me Baby // Hump De Bump
Genre: Funk Rock // Pop
Sounds Like: Incubus // 311
VÖ: 05.05.2006
Wenn die Red Hot Chili Peppers ein neues Album machen, ist der Sommer gerettet. War 1999 so mit Californication, war 2002 so mit By The Way. Klappts auch 2006?
Doppel-CDs sind ja immer so ne Sache. Gut, nach vier Jahren ohne neues Album ist sicher viel Material vorhanden. Sowas wird auch immer groß angekündigt, meist nach dem Motto: "Hey, wir gehen so steil, wir haben 734 Songs geschrieben und alle sind großartig." Hat Anthony Kiedis so natürlich nicht gesagt. Aber wenn man 28 Titel auswählt und auf zwei Silberlinge mit den Namen Jupiter und Mars packt, muss man schon sehr von ihnen überzeugt sein. Oder unter Hybris leiden.
Musikalisch bewegt sich Stadium Arcadium zwischen den beiden Vorgängern, hier und da blinzelt auch die funkig-härtere Vergangenheit ein wenig durch. Nach der 2003er Greatest Hits-Sammlung nun die nächste Chili-Peppers Best-Of, nur diesmal mit neuen Songs? Ansatzweise schon. Und warum nicht auf alte Tugenden bauen? Kalifornien als Thema hat schon mal funktioniert, also warum nicht die erste Single "Dani California" nennen? Vermutlich hätte der Song nicht mal gut sein müssen und wäre trotzdem in den Chartlisten ganz oben gewesen. Auch andere Lieder funktionieren nach bekannten Schemata. "Snow (Hey Oh)" kommt zwar nicht an den "Zephyr Song" heran, aber gefällt zumindest ähnlich gut. Und "Desecration Smile" hat man mit leicht anderen Melodieführungen auch schon mehrfach gehört, aber Ohr und Herz bekommen nicht genug. Sind die RHCP etwa soweit? Haben sie ihr Meisterstück erschaffen?
Da ist noch dieses Damoklesschwert in Form von acht Buchstaben und einem Bindestrich: DOPPEL-CD. Man kann nur mutmaßen, wie gut das Album wirklich gewesen wäre, wenn ein paar Lückenfüller weggeblieben wäre. Das Problem: man nur schwer festlegen kann, welcher Track denn überhaupt ein Lückenfüller ist. Jeder Song führt wieder in eine andere Richtung, irgendwie bleibt am Ende doch ein Gesamtkunstwerk, das nicht vollends überzeugt, aber auch keineswegs enttäuscht. Die Platte rotiert zehn, zwanzig Mal und an der Erkenntnis ändert sich nichts.
Eines ist jedoch sicher: Der Star der Platte heißt John Frusciante. Sein Gitarrenspiel perfektioniert die Titel, dass einem der Mund offen steht. Sein Stil tat schon den letzten Alben gut, aber hier wird er und nicht Sänger Kiedis zum eigentlichen Frontmann. Da stellt sich wirklich die Frage, was noch auf uns zukommt. Und vielleicht probieren die Chili Peppers es ja dann mal wieder mit einer Einzel-CD. Denn mal ehrlich, bei einer zweiten Doppel-CD müsste man doch noch das Wörtchen Hybris in die Rezension einbauen.
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