Rezension
Modeselektor
proudly presents Modeselektion: Vol. 03
Highlights: Signs // Be the One // Blast
Genre: Downtempo // Techno // Punk
Sounds Like: Compilation
VÖ: 27.06.2014
Während Modeselektor mit Apparats Sascha Ring unter dem Namen Moderat beachtliche Erfolge einfahren und mit ihrem aktuellen Output „II“ noch immer die Welt auf alles andere als den Bandnamen implizierenden Touren beglücken, geben sich die Jungs aus Berlin bei ihren eigenen Veröffentlichungen bescheidener. Als mit „Monkeytown“ das letzte Album aus eigenem Hause herauskam, war es 2011. Seitdem beschränken sich Modeselektor auf Compilations, auf denen sie ihren (wirklich herausragenden) Musikgeschmack offen legen oder, wie die Band es sagt: „[It’s] all about a little less in-your-face and a touch more schmaltz, but the usual dose of head and heart“. Und nun also Vol. 3.
Standen „Monkeytown“ (davon hervorzuheben: „Berlin“) und „Modeselektion Vol. 1“ für die musikalischen Visionen, die Modeselektor von ihrer rastlos-ekstatischen Stadt hatten und in den unbedeutenden Rest der Welt trugen, dreht es sich auf Vol. 3 vor allem um eben diesen Rest. Erstaunlich viel ernster Weltschmerz spiegelt sich in der Auswahl der Songs wieder. Die immer wiederkehrenden Elemente von sphärischen Drones und Ambient-Teppichen bieten eine breite Basis für Exkursionen in die Welt von Modeselektor.
Die Songstrukturen fügen sich dabei nahtlos ineinander, während sich das Gesamtspektogramm weniger eklektisch als engmaschig zeigt. Dabei bleibt auf der ersten Hälfte der Compilation „Fibre Book Troll“ der Punkband The Fall als einzige Überraschung. Davor sprechen Namen wie Fennesz und Nosaj Thing für sich und nach vorne geht es weiter, recht uplifting mit Cid Rim, bevor der Tenor wieder deeper wird.
Disk 2 der Two-Disk-Compilation spricht dann etwas direkter und härter. Schlachthofbronx feat. Burana Som Sistema zeichnen mit ihrem Trap Sound die Sollbruchstelle zwischen der an Lethargie grenzenden ersten Hälfte und der derbe animierenden zweiten. Alex Banks feat. Eliza Beth bringt zum ersten Mal wieder Vocals ins Spiel. Aber in einem Track, der über alle Maßen anziehend wirkt und einfach Vollgas nach vorne geht. Verspielte Klänge kommen daraufhin von Onra: „Blast“.
Einzige musikalische Eigenleistung stellt der letzte Track und Edit von Omar Souleymans „Edamat“ dar. Natürlich besteht der Sinn einer Compilation nicht in musikalischer Eigenleistung, aber sie besteht auch nicht daraus, der Welt seinen Musikgeschmack in die Haare zu schmieren, wie die Jungs es im Interview wohl humoristisch behaupteten. Er besteht genau darin, was Modeselektor seit dem Beginn von „Modeselektion“ verfolgen: Nachdem die letzten „orientalischen“ Klänge des letzten Tracks verklungen sind, sollte jeder ein bisschen mehr von ihrer Welt wissen und neben den vielen Neuentdeckungen froh darüber sein, dass einen kurzen Moment in dieser leben zu können erlaubt war.
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