Rezension

Los Campesinos!

We Are Beautiful, We Are Doomed


Highlights: It's Never That Easy Though, Is It? (Song For The Other Kurt) // You'll Need Those Fingers For Crossing // The End Of The Asterisk
Genre: Indie-Pop mit Glockenspiel
Sounds Like: The Arcade Fire vs. Tiger Tunes vs. Shout Out Louds

VÖ: 31.10.2008

Wer hätte das gedacht? Als im Februar mit "Hold On Now, Youngster..." das Debütalbum von Los Campesinos! erschien, waren wir völlig begeistert von diesen frischen Liedern, den Titeln wie „This Is How You Spell 'HAHAHA, We Destroyed The Hopes And Dreams Of A Generation Of Faux- Romantics'“ und haben nicht damit gerechnet, allzu viele ähnlich tolle Songs in diesem Jahr noch einmal zu hören. Und was macht die Band aus Cardiff? Haut gerade mal acht Monate später den Nachfolger raus und liefert damit gleich zehn weitere wunderschöne Tracks für die persönlichen Jahrescharts.

Aber um das Phänomen Los Campesinos! zu verstehen, muss man sich wirklich die Bandgeschichte vor Augen halten. Vor zwei Jahren trafen sich die sieben Mitglieder an der Universität von Cardiff und beschlossen, die Gruppe zu gründen. Im Mai 2006 folgte der erste Auftritt, die Songs kamen zu myspace, im August spielten sie als Support von Broken Social Scene. Der Plattenvertrag bei Wichita wurde im November unterschrieben, schnell erschienen erste Singles und EPs und eben im Februar das Debütalbum. Jetzt ist Herbst und "We Are Beautiful, We Are Doomed" ist da. Alle zehn Titel seien völlig neu, keine Altlasten, die nicht gut genug für die erste Platte waren oder irgendwelche B-Seiten. Eigentlich wollten sie nur eine EP aufnehmen, konnten aber keinen der aufgenommenen Songs aussortieren. Und bei dem Tempo, das sie in ihrer bisherigen Karriere vorlegt haben, muss man es einfach glauben.

Neu erfunden haben sich Los Campesinos! nicht, was aber auch vermessen wäre, dieses pausenlose Arbeiten lässt wenig Spielraum. So klingen sie immer noch, als hätte man Arcade Fire mit den Tiger Tunes durch den Mixer gedreht, mit ihrer Mischung aus Folk, Indie und feinen Synthie-Tönen. Auch das vom Debüt bekannte Glockenspiel ist wieder mit dabei, die Melodika, Streicher, Gitarren - so ziemlich jedes Instrument, das man in einem Musikladen findet. Dafür ist die Produktion noch klarer geworden, einzelne Elemente werden deutlicher ins Licht gerückt. Auch der Gesang kommt noch intensiver rüber, in den richtigen Momenten wird Sänger Gareth von Keyboarderin Aleksandra unterstützt. Einer von diesen perfekten Songs ist "It's Never That Easy Though, Is It? (Song For The Other Kurt)", mit den wunderbaren Liedzeilen: "As I walked into the room to see my ex-girlfriend / Who, by the way, I'm still in love with / Sucking the face of some pretty boy with my favourite band's most popular song in the background / Is it wrong that I can't decide which bothers me most?".

"We Are Beautiful, We Are Doomed" ist ein Album, das leicht und zuckersüß daher kommt, selbst freche, gar böse Lyrics klingen charmant. Wie schon beim Debüt sorgen Songtitel wie "You'll Need Those Fingers For Crossing", "Between An Erupting Earth And An Exploding Sky" oder "Documented Minor Emotional Breakdown #1" für Neugier, was die Waliser für Geschichten erzählen wollen. Am Ende zeigt sich auch noch die Vielseitigkeit der Band. Mit "Heart Swells/Pacific Daylight Time" schicken sie eine Ballade auf den Weg, die nahtlos ins schrammelnde "All Your Kayfabe Friends" übergeht. Und dieser letzte Song bricht plötzlich und unverhofft ab. Das sorgte, so Gareth Campesinos, für Verwirrung bei all denen, die sich das Album vorab illegal im Internet runterluden und an eine schlecht geleakte Version dachten. So ist das mit Los Campesinos! Man muss mit allem rechnen. Mal gespannt, wann sie mit Album Nummer 3 ankommen.

Martin Korbach

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