Rezension
Locas In Love
Nein!
Highlights: Bushaltestelle // Alte Katze // Nimm Mich Als Bett
Genre: Indierock
Sounds Like: Pendikel // Pavement // Kante
VÖ: 20.04.2012
Eins muss man sagen: Wenn Locas in Love „Nein!“ sagen, scheinen sie tatsächlich „Nein!“ zu meinen. Die Idee, vor dem Record Store Day einen jährlichen NEIN!-Day abzuhalten, an dem eine Selbstüberprüfung auf zu großes „Mitläufertum mit dem eigenen Status Quo“ geschehen soll, spricht hier ebenso Bände wie der doch recht häufige Gebrauch eben dieses Wörtchens auf der Tracklist von „Nein!“.
Doch wenn Locas in Love „Nein!“ sagen und auch „Nein!“ meinen, müssen sie dabei eben noch lange nicht kapitulieren, oder auch nur einen gewissen kauzigen Humor vermissen lassen, der bei dieser Band immer wieder durchscheint. Die Aussage, dass alles, was Musik sagen kann, schon gesagt wurde, schien der Band so wichtig zu sein, dass „Vs. Kong“ (auf dem diese Aussage im Fokus steht) nun auch offiziell, wenn auch mit einer Mischung aus Melodie und Kakophonie verlängert, auf einem Locas-In-Love-Album zu finden ist – und sie rückt den Fakt, dass mit der lustigen Weltuntergangshymne „Bushaltestelle“ sogar ein Cover (von Philistines Jr.) auf „Nein!“ zu finden ist, gleich in ein ganz anderes Licht. Auch ein kompletter Popsong wie „Ich Hab Mich Schrecklich Benommen“, der auch von einem Quartett blonder Schwedinnen hätte gesungen werden können und in dem Björn Sonnenberg mal komplett ungewohnten Falsettgesang zum Besten gibt – sowas kann man wahrscheinlich nicht ohne Lächeln auf dem Gesicht schreiben. Und dem Hörer kommt das selige Grinsen spätestens bei Liebesliederzeilen, die hierzulande wahrscheinlich niemand so verdreht und schön zugleich schreiben kann wie Locas In Love – Zeilen wie nimm mich als Bett, nimm mich als Kissen, als Material und als schlechtes Gewissen oder den Wunsch, sich an jemandes Herz legen zu wollen wie eine alte Katze, werden Kettcar so wohl auf 20 Alben nicht formulieren.
Was das Lächeln dann aber doch etwas schwinden lässt, ist das Compilation-Feeling von „Nein!“: Zwar merkt man in der Tat nicht wirklich, was hier in den „Lemming“-Sessions und was später aufgenommen wurde, aber mit zwei das Album rahmenden Spoken-Word-Tracks, einem Instrumental („Thank You Stefanie“) und dreieinhalb Minuten Kakophonie („Nein! Nein! Nein!“) ist „Nein!“ etwas zu fragmentiert, um an „vollwertige“ Bandkost wie „Saurus“ oder „Lemming“ heranzureichen. Und dennoch – wenn der Record Store Day jetzt jährlich von einem „Nein!“-Day mit einem exklusiven Release begleitet würde, wäre zumindest dieser Status Quo vollkommen in Ordnung.
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