Rezension

Kraków Loves Adana

Interview


Highlights: Silver Screen
Genre: Singer // Songwriter // Rock // Pop
Sounds Like: The Notwist // Cat Power // PJ Harvey

VÖ: 24.02.2012

Früher nannte man es Tagebuch, heute, abseits der Infantilität führt man Interviews mit dem eigenen Ich. Ist man dazu noch Musiker, kann man die daraus resultierenden Erkenntnisse mit den Instrumenten verbinden, die man gerade so spielt – fertig ist das Album. Gesagt, getan – „Interview“ heißt auch bezeichnenderweise das Zweitwerk der Freiburger „Kraków Loves Adana“. Kategorisch im Bereich Pop/Rock einzuordnen, dazu die klassische Besetzung Gitarre/Bass/Schlagzeug – der Sound des Albums scheint bis auf wenige Nuancen vorhersehbar.

Was auch so ist, denn wirkliches Neuland betritt das Duo, bestehend aus Deniz Cicek und Robert Heitmann, nicht. Eingängige Melodien, hier und da mal ein Solo, der Fokus auf Texten mit selbstfinderischen Inhalt – wie die Stadt, so die Band. Freiburg ist ja schließlich ein Ort, an dem man zufrieden sein kann – und sei es, aufgrund der Tatsache, dass es dort die meisten Sonnenstunden des Landes gibt. So ist „Interview“ eine Platte, die die großen Übel ausblendet und sich den kleinen Dingen des Lebens widmet – vornehmlich in Liebesdingen. Gut wird das Album dadurch, dass je nach intendierter Stimmung der Gesang unterschiedlich besetzt wurde. Das rauchige „On/Off“ wird von einer Sängerin Marke „Cat Power“ vorgetragen, während zum Beispiel das elegische, großartige „Silver Screen“ fast an den Pathos von Archive heranreicht. In den wenigen Stücken, in denen sich das Duo selbst des Gesanges annimmt, wirken The Notwist nicht weit. Dass man an der Klangfärbung deutlich hört, dass Englisch nicht die Muttersprache der beiden ist – geschenkt.

„Interview“ ist ein durchschnittlich gutes Album, das das Leben und die Gedanken von durchschnittlichen Menschen unserer Generation einfängt. Keine No-Future-Bewegung, keine Weltuntergangsprophezeihungen – nur der selbstkritische Versuch, die Dinge, so wie sie sind, in eigene Worte und Töne zu fassen. Wenn dabei noch einige schöne musikalische Momente entstehen – wer sollte es Ihnen da groß übel nehmen, dass sie bereits bekannte Wege gehen?

Klaus Porst

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