Rezension

King Gizzard & The Lizard Wizard

Flying Microtonal Banana


Highlights: Open Water // Sleep Drifter // Billabong Valley // Nuclear Fusion
Genre: Psychedelic
Sounds Like: King Crimson // The Murlocs // Thee Oh Sees // Tame Impala

VÖ: 24.02.2017

Der Werdegang von King Gizzard & The Lizard Wizard ist mehr als außergewöhnlich. Erst mit ihrem achten Album, der wahnwitzigen Sause „Nonagon Infinity“, gelang im vergangenen Jahr der Durchbruch. Quasi über Nacht waren die Australier plötzlich das nächste große Ding. Und das ausgerechnet mit Psychedelic-Rock, einem Gerne, das bisher jetzt nicht unbedingt für große Begeisterungsstürme bekannt war. Eine massive Fanbase bildete sich nichtsdestotrotz binnen kürzester Zeit und die Band goss zusätzlich Öl ins Feuer mit der Ankündigung, 2017 gleich fünf (!) Alben veröffentlichen zu wollen. Die große Frage ist jetzt natürlich: Haben sich King Gizzard & The Lizard Wizard übernommen oder können sie den riesigen Erwartungen gerecht werden?

„Flying Microtonal Banana“ steht dabei natürlich als Auftakt besonders im Fokus, schließlich kann der Hype-Train bereits mit dem ersten Akt wieder unsanft zum Stehen kommen. Aber um es gleich vorweg zu nehmen: Das gute Ding fährt mit Volldampf mindestens bis zum nächsten Album weiter. Zwei Dinge bringen King Gizzard & The Lizard Wizard nämlich mit, die den meisten anderen Bands, vor allen Dingen in der Kombination, abgehen.

Zuerst einmal sind die Australier musikalisch über jeden Zweifel erhaben. Handwerklich ist „Flying Microtonal Banana“ herausragend und auch ein Beweis dafür, dass Masse und Qualität sich nicht unbedingt ausschließen müssen. Die Band ist nicht umsonst mit zwei Drummern und drei Gitarristen unterwegs. Die Musiker interagieren mit ihren Instrumenten, anstatt bloß in Koexistenz zu leben. Gerade das Zusammenspiel der drei Gitarrenspuren ist großartig. Auch die für Psychedelic fast zwingende Experimentierfreudigkeit geht den Australiern nicht ab. Harmonica, Keyboard, ein türkisches Horn namens Zurna, mikrotonale Saiteninstrumente (daher der Albumtitel) und zig Effekte... Mehr geht nicht. Das alles zusammen mit einer astreinen Produktion machen das Album allein schon zu einem akustischen Genuss.

Noch viel wichtiger ist allerdings: King Gizzard & The Lizard Wizard haben den Groove. Genauer gesagt haben sie ihn perfektioniert. Ob in siebenminütigen Highspeed-Exzessen wie „Rattlesnake“ und „Open Water“ oder in Midtempo-Nummern wie dem fantastischen „Sleep Drifter“ (ganz laut aufdrehen) und „Nuclear Fusion“. Wer sich bewegungslos diesem Sound entziehen kann, hat den Rock'n Roll nie geliebt. Es ist auch nicht so, dass die Band keine offensichtlichen Hits schreiben könnte, wenn sie denn wollte. „Billabong Valley“ gibt einen ersten Vorgeschmack darauf, in welche Richtung das Ganze in Zukunft auch gehen könnte. Tame Impala lassen grüßen. Apropos Richtung. Die Aussies haben neben ihrem Fünf-Alben-Plan ebenfalls angekündigt, dass sich jede der Platten vom Sound her unterscheiden werde und einem anderen Konzept folgt. Wenn das ähnlich gut geht wie das hier, kann man den Hype mit „Approved“ abstempeln.

Benjamin Köhler

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