Rezension

Kaiser Chiefs

Yours Truly, Angry Mob


Highlights: Ruby // The Angry Mob // Love's Not A Competition (But I'm
Genre: Britpop // Indierock
Sounds Like: Madness // The Smiths // Franz Ferdinand

VÖ: 23.02.2007

Ohrwurm, der: Musikstück, welches man aufgrund seiner Eingängigkeit nicht aus seinem Kopf bekommt. Bevorzugt zu finden in Liedern der Kaiser Chiefs.

So müsste der Eintrag im Duden aussehen. Zumindest wenn man sich an "Employment", das starke Debüt der fünf Jungs aus Leeds, erinnert. Egal ob "I Predict A Riot", "Oh My God" oder "Everyday I Love You Less And Less", einmal gehört, brauchte man für die nächsten Tage keiner Musik mehr lauschen - oder etwas wie Ieva's Polka als Konterbier, äh, Konterlied. Und als Ruby dann als erster Vorbote von "Yours Truly, Angry Mob" erschien, da war eigentlich schon klar: Veränderung = Null, Spaßfaktor = Hoch. Oder etwa doch nicht?

Man muss es sich einfach vor Augen führen. Da sitzen fünf Musiker in einer Stadt im Norden Englands rum, benennen sich nach einer südafrikanischen Fußballmannschaft und legen nur zwei Jahre später ein Hitalbum hin, das 18 Monate in den britischen Charts verweilt. Damit nicht genug, werden sie 2006 mit gleich drei Brit Awards überhäuft. Wenn das kein Märchen ist. Und so lebten sie glücklich bis...

Wer (warum auch immer) gehofft hat, dass die Kaiser Chiefs nach all den Touren jetzt erstmal eine Pause machen oder sich gar ganz keck auflösen, der hat Pech. Der Tourbus fuhr direkt vors Studio und los gings mit den Aufnahmen des Nachfolgers. Der lässt sich erstmal schön bekannt an. Ruby Ruby Ruby Ruby. Tanzen. Singen. Abspacken. Do ya, do ya, do ya, do ya? Oh ja. We are the angry mob. We read the papers every day. We like who we like, we hate who we hate, but we're also easily swayed. Ganz schön viel Druck am Ende eines Liedes, welches ganz nett und relaxt angefangen hat. Dazu passen die Klassenkämpfervisagen auf dem Cover ganz gut.

Nachdem "Highroyds" dann verstummt ist, wird es ruhiger. Erinnert wieder an das erste Album. "Love Is Not A Competition (But I'm Winning)", ein großartiger Titel, als Äquivalent zu "You Can Have It All". Es folgen nette Popsongs, die an Madness oder auch die Smiths erinnern, feiner britischer Pop. Doch im Gegensatz zu "Employment" wirkt alles etwas erwachsener. "Learnt My Lesson Well" beginnt mit Piano und einem Gesang, der an eine Mischung aus Elton John und Alphavilles Marian Gold erinnert, um dann zu einem typischen Kaiser Chiefs Song zu drehen.

"Yours Truly, Angry Mob" ist nicht so eingängig und fidel wie "Employment", aber das reifere Album. Die Lyrics sind ernster, die Lieder ausgefeilter und vielseitiger. Für ruhigere Momente finden sich auch Stücke, bei denen schweißtreibende Tänze im Wohnzimmer vermieden werden können. Der Ohrwurmanteil ist rapide gesunken und so dauert es zwei, drei Durchläufe, bis die Platte richtig gefällt. Spätestens dann zeigt sich aber, dass die Kaiser Chiefs auch ein zweites Album auf recht hohem Niveau abgeliefert hat. Was mag da noch kommen?

Martin Korbach

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