Rezension

Junior Boys

It's All True


Highlights: Itchy Fingers // Banana Ripple
Genre: Elektropop
Sounds Like: Hot Chip // The Whitest Boy Alive // LCD Soundsystem // Cut Copy // Chromeo // Zoot Woman

VÖ: 01.07.2011

Gut, dass die Junior Boys ihrem neuen Album "It's All True" mit ein wenig Abstand schon die Single "Banana Ripple" vorausschickten. So konnte sich die Vorfreude nach dem für manche enttäuschenden letzten Longplayer "Begone Dull Care" wenigstens noch entfalten. In der Tat ist "Banana Ripple" verflucht groovy und auch abwechslungsreich – also durchweg gelungen. Die Assoziationen zu LCD Soundsystem sind allgegenwärtig und drücken sich nicht nur in der Songlänge von stolzen neun Minuten aus. Zwei weniger hätten es aber auch getan, dann wäre man ohne das etwas monotone Ende ausgekommen. Diejenigen, die "Banana Ripple" vor dem ersten Hördurchgang des neuen Albums noch nicht kannten, bekommen es erst als Abschluss geboten. Davor stehen acht andere Titel, die leider nur teilweise überzeugen können.

Beim Opener "Itchy Fingers" halten sich die Abstriche noch sehr in Grenzen. Ein unbeschwertes Stück Tanzflächen-Elektropop, in dem Stakkato-Synthies umherschwirren wie Glühwürmchen in 90er-Jahre-Neonfarben. Aber selbst diese beiden genannten stärksten Songs auf "It's All True" kommen an Hymnen wie "In The Morning" vom 2006er Werk "So This Is Goodbye" nicht ganz heran. Ein möglicher Grund: So etwas wie Wärme oder Behaglichkeit verströmt hier nahezu kein Track. Das bis auf wenige Akzente sehr ruhige, mit Hall-Effekten garnierte "Playtime" ist als eine der wenigen Ausnahmen zu nennen, jedoch wechseln sich auch hier Entspanntheit und Beunruhigung beim Hören ab. "You'll Improve Me" zieht noch einmal in Richtung Dancefloor, wirkt gleichzeitig aber auch etwas kalt und steril. Einerseits ist der Song zwar Hot Chip dicht auf den Fersen, andererseits wähnt man sich beim Hören eher im Pseudo-Nobelclub mit weißen Ledersofas in der Ecke als in der sympathisch-verranzten Absteige.

Beim Disco-Funk-Song "A Truly Happy Ending" will man sich wieder lockerer und weniger verkrampft präsentieren, der Song ist aber zu beliebig geraten, um nachhaltig Eindruck zu schinden. Die diversen, leicht experimentell angehauchten Titel, die daraufhin die Zeit bis "Banana Ripple" überbrücken, können das stellenweise schon eher – allerdings nie über den kompletten Song hinweg. Einzelne Passagen können begeistern, andere Stellen wirken wiederum nicht zu Ende gedacht. Mal kommt so etwas wie atmosphärische Dichte auf, andernorts fehlt sie völlig. "The Reservoir" und "Kick The Can" sind gute Beispiele für Songs, auf die genau das zutrifft. "Second Chance" dazwischen kann man jedoch ohne Vorbehalt als grundsolide bezeichnen. Dennoch haben die Junior Boys mit "It's All True" insgesamt lediglich ein durchschnittliches Album abgeliefert, das zwar viele gute Ansätze zeigt, diese aber nur selten über die volle Songlänge (immer über vier, meist etwa sechs Minuten) aufrecht erhält. Etwas Straffung hätte dem Album bestimmt nicht geschadet.

Johannes Neuhauser

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"Banana Ripple" im Stream
Banana Ripple im The-Field-Remix

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