Rezension

José González

In Our Nature


Highlights: Teardrop // Time To Send Someone Away // Cycling Trivialities
Genre: Singer/Songwriter // Folk
Sounds Like: Nick Drake // Eric Bachmann // Elliott Smith

VÖ: 28.09.2007

Es gab wirklich mehr als ausreichend Gründe dafür, sich um die musikalische Entwicklung José González‘ Sorgen zu machen. Es ist ja bekanntermaßen kein seltenes Phänomen, dass ein Künstler nach einem Überraschungserfolg (in diesem Fall mit Hilfe von vielen hüpfenden bunten Bällen) ein noch erfolgreicheres, doch leider gleichzeitig langweiligeres und unintimeres Album nachlegt. Entwarnung. “In Our Nature” macht genau da weiter, wo “Veneer” aufgehört hat. Seine einzigartige Stimme und seine außergewöhnliche Art, Akustikgitarre zu spielen, mehr braucht der derzeit beste schwedische Singer/Songwriter nach wie vor nicht. Alles beim Alten, zum Glück – nur gibt es diesmal tatsächlich einen Song über vier Minuten, weit über vier Minuten.

“Cycling Trivialities” ist vielleicht das Beste, was einem Menschen seit dem Titelstück des meisterhaften “Pink Moon” von Nick Drake allein mit Akustikgitarre geglückt ist und mit satten acht (!) Minuten weit über Josés Norm. Aber alles der Reihe nach, denn dieses Brett von Akustiksong schließt das 33-minütige Spektakel und die vorhergehenden 25 Minuten sind alles andere als nicht der Rede wert.

Ob in “How Low”, “Killing For Love” oder dem wunderschönen Massive-Attack-Cover “Teardrop” – eigentlich unvorstellbar, dass der Schwede nur zwei Hände hat. Im Vergleich zum Vorgänger “Veneer” wird es auf “In Our Nature” des öfteren lauter, gar aggressiv. Der Durchschnittsgitarrist würde bei gut der Hälfte aller neuen Stücke Saiten in Hülle und Fülle zerreißen, ein Durchschnittsgitarrist. Trotzdem ist es der wohl beruhigendste Song “Time To Send Someone Away”, der einen letztendlich zu Tränen rührt: ”Feel that summer rain, it’s in your face again.”

Somit wären wir auch schon nah dem Ende des kurzen Vergnügens angelangt. Wie unglaubich gut dieses ausgefallen ist, wurde ja schon angedeutet. Dabei belassen wir es an dieser Stelle auch, denn man sollte schließlich nie zuviel verraten. Ein Geheimnis trotzdem noch: José Gonzàlez “hat was”. Etwas, das man nicht beschreiben, nur hören kann. Dieses “gewisse Etwas” fehlt den meisten und nein, es hat sicher nichts mit bunten Bällen zu tun.

Paul Weinreich

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