Rezension
Ian Sweet
Shapeshifter
Highlights: Slime Time Live // #23 // 2soft2chew
Genre: Indie // Rock // Post-Punk
Sounds Like: Yeah Yeah Yeahs // Warehouse // Mannequin Pussy
VÖ: 09.09.2016
Es gibt viele Möglichkeiten, sich Ian Sweets „Shapeshifter“ zu nähern. Das Debütalbum wechselt schnell seine Erscheinung und gibt dabei Raum für Lärmorgien, dosierte Ausbrüche, verzweifelte Introspektion und singer-songwriter-hafte Erzählungen. Zwischen all diesen unterschiedlichen Konturen kreist Sängerin Jilian Medford um ein zentrales Thema: sich in zwischenmenschlichen Beziehungen selbst zu verlieren.
Ian Sweet, das war zu Beginn nur Medford, ehe sich Drummer Tim Cheney gefolgt von Bassist Damien Scalise anschlossen. Zwar ist Medford weiterhin die zentrale Figur, doch im Dreigespann entwickelt sich zwischen den Musikern eine unglaubliche Dynamik. Nervöse Songstrukturen können sich jederzeit in komplex angelegten Lärmflächen entladen und nehmen sich gleichzeitig an den entscheidenden Stellen zurück, um Medford wieder in den Mittelpunkt zu rücken.
Die Girlpower, mit der die Sängerin ihre Songs vorträgt, erinnert bisweilen an die großen Zeiten der Yeah Yeah Yeahs. Ihr Gesang bewahrt die emotional stark beladenen Arrangements davor, in schmierigen Herzschmerz abzudriften. Ihr Gitarrenspiel aus teils verhallt-flächigen Akkorden sowie verspielten Pickings schlägt andererseits zusammen mit Cheneys Schlagzeugspiel den Bogen zu intelligentem Noise-Rock.
Auf gesamter Länge verlangt „Shapeshifter“ immer wieder nach Szenenapplaus – sei es das ausufernde Ende von „Slime Time Live“, die Gefühlsexplosion in „#23“, mit dem Medford ihrem Basketballidol Michael Jordan mit der Rückennummer 23 huldigt, oder der mitreißende Shoegaze in „2soft2chew“. Im Mittelpunkt steht der Titeltrack „Shapeshifter“ mit seinen erzitternden Gitarren. Medford nahm ihn in nur einem Take auf, als das Album längst abgeschlossen schien und positionierte ihn schließlich als Zentrum der Platte. Hier sorgt er für einen akustischen Ruhepol und fasst doch alle Unsicherheiten, die Medford umtreiben, so einfach zusammen:
“I have a way of loving too many things to take on just one shape”.
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