Rezension

Iamamiwhoami

Bounty


Highlights: o // u-2 // clump // john
Genre: Emotionaler, intelligenter Elektro-Pop // Audio-Visuelle Kunst
Sounds Like: Fever Ray // The Knife // Björk // Goldfrapp

VÖ: 05.07.2013

Iamamiwhoami strotzt gerade so vor Glück – auch wenn dieses sich meist hinter dunklen Synthesizer-Klängen und verhallten Stimmschwallen versteckt. Aber es ist da. Es legt sich wie ein Nebel über die Haut, lässt die Härchen auf den Armen zu Berge stehen und erfüllt den Hörer mit tiefer Zufriedenheit. Nun gut, zugegebenermaßen muss dieser sich dafür schon in einer recht erfreulichen Stimmung befinden, sonst könnte das alles ins Gegenteil umschwenken und ihn bitterlich weinen lassen. Aber auch das kann ja bekanntlich befreiend wirken.

Iamamiwhoami ist ein audiovisuelles Gesamtkunstwerk. Gegründet wurde es von der schwedischen Folk-Sängerin Joanna Lee. Die holte sich dafür den Produzenten Claes Björklung und den Filmemacher Robin Kempe-Bergman ins Boot. Unterstützt werden sie außerdem vom Fotograf John Strandh und dem Kostümemacher und Make-Up-Designer Agustin Moreaux. Alle gemeinsam haben sie die mystische Märchenwelt um iamamiwhoami erschaffen. Düster wabernde, kluge und gefühlvolle elektronische Musik trifft in den Videos der Künstler auf eine faszinierende Bildwelt, die schon allein für sich großartig ist.

Seit ihrer Gründung im Jahr 2009 verwirren und beeindrucken iamamiwhoami gleichermaßen. Sie spielen mit Genre- wie mit Geschlechtergrenzen, provozieren mit opulenten Kostümen oder mit blanker nackter Haut. Sie verstecken sich hinter Maskeraden und schafften es so, fast ein Jahr lang in der Internetwelt nicht ihre wahre Identität Preis zu geben. All das mag in vielerlei Hinsicht an The Knife erinnern. Iamamiwhoami gehen in ihrem künstlerischen Schaffen aber noch in eine andere Richtung. Sie arbeiten konzeptionell, bei ihnen sind Video und Musik eine untrennbare Vereinigung, auch Stilmittel wie die aufwendigen Kleider und Kulissen sind Pflicht.

Die Lieder auf "bounty" tragen zum größten Teil keine eigenen Namen. Auch das zeugt von dem konsequenten Gesamtkonzept. Die Songs 1-7 sind mit den Buchstaben des Albumtitels benannt: "b", "o", "u-1", "u-2", "n", "t", "y", lediglich die zwei letzten Stücke fallen mit "john" und "clump" aus der Reihe.

Veröffentlicht wurden die Videos zu den Songs schon 2010, als Album erscheinen sie aber erst jetzt. Im vergangenen Jahr erschien bereits das Debüt der Künstler mit dem Titel "kin", das weniger ein Musikalbum als ein 45minütiger Film mit fantastischer Musik ist. "bounty" und "kin" sollen zusammen als Prolog der Gesamtgeschichte verstanden werden.

Die iamamiwhoami-Saga ist also noch lange nicht vorbei. Es kann nicht mehr lange dauern, bis Joanna Lee und ihre Truppe die nächsten fantastischen audio-visuellen Kunstwerke präsentieren, die auch wieder die Haare zu Berge stehen lassen werden. Im besten Fall vor Glückseeligkeit.

Marlena Julia Dorniak

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Video zu "Y"
Konzerttrailer 2013
Albumtrailer "bounty"

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