Rezension

Foxygen

Hang


Highlights: Avalon // America // Rise Up
Genre: Pop // Musical
Sounds Like: Of Montreal // The Beach Boys // Ariel Pink

VÖ: 20.01.2017

Das Schwierige an der Kreativität, das ist wahrscheinlich gar nicht die Ideenfindung selbst. Das wirklich Komplizierte ist es, diese so in geordnete Bahnen zu lenken, dass auch andere wirklich daran teilhaben können. Als Musiker genügt es oft, um zwei oder drei gute Ideen einen Song herumzustricken – fertig ist der Hit. Beispiel: Die ersten Foxygen-Alben „Take The Kids Off Broadway“ und „We Are The 21st Century Ambassadors Of Peace And Magic“. Wer jedoch so viele Ideen im Kopf hat, dass ihm beim Schreibprozess eine eichhörnchengleiche Aufmerksamkeitsspanne von einer zur nächsten scheucht, der landet dann bei einem Wirrwarr wie dem dritten Foxygen-Album „…And Star Power“. Die dritte Möglichkeit und Königsdisziplin: Beide Varianten positiv verknüpfen. Tadaa, Foxygen-Album #4.

„Hang“ nämlich quillt, ähnlich wie sein Vorgänger, geradezu über: Vor Melodien. Vor Rhythmen. Vor Instrumenten – kein Wunder, dass für jeden einzelnen Song ein riesiges Orchester ins Studio gebeten wurde. Nur gibt es hier eben Songs (und keine Songskizzen), denen auch nie der innere Zusammenhang fehlt. Bereits „America“ ist schon eine Art Mikrokosmos: Beginnt als Weihnachtslied-Walzer (warum auch nicht), baut sich Crescendo-artig auf, führt ein Thema ein, variiert dieses mehrfach mit unterschiedlicher Instrumentierung, findet nach kurzem Jazz-Interlude wieder zum Thema zurück und endet mit den gleichen orchestralen Störgeräuschen, mit denen es angefangen hat. Das Ganze in fünf Minuten. Auf „…And Star Power“ wären es vielleicht noch vier bis sechs individuelle Tracks gewesen.

Was all die Songs jedoch vereint, ist, dass sie aus der Zeit gefallen zu sein scheinen. Und die Vibes der 50er, 60er, 70er einfangen, das können alle (und unterlassen Foxygen hier auch nicht). „Hang“ klingt allerdings stellenweise (vor allem bei „Avalon“) noch eher, als würde es seine Instrumentierungen, und ganz allgemein seine Vibes, aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stibitzen. Denn ja, auch da gab es irgendwie schon Pop, nur den Begriff noch nicht. Und klar – beim Versuch, 100 Jahre Popgeschichte zu vermischen, kann viel schiefgehen. Auf „Hang“ tut es das kaum. Königsdisziplin: gemeistert.

Jan Martens

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