Rezension

Einar Stray Orchestra

Politricks


Highlights: Honey // Politricks // Thrasymachus
Genre: orchestraler Indiepop // Ambient-Folk
Sounds Like: Efterklang // Moddi // Sufjan Stevens // Peter Broderick

VÖ: 12.09.2014

Einar Stray, das Wunderkind aus dem Süden Norwegens, ist zurück. Mittlerweile ist seine Band unter dem Namen Einar Stray Orchestra unterwegs, allzu viel geändert hat sich allerdings nicht, denn diese Konstellation bestand auch schon, als das gefeierte Debütalbum „Chiaroscuro“ aufgenommen wurde. Nun kommt also dem Band-Charakter auch im Namen mehr Beachtung zu, wurde das Einar Stray Orchestra etwa demokratischer? Unumstrittener Kopf der Band ist immer noch Einar Stray, der 2008, als die Band ihren Anfang nahm, gerade 18 Jahre alt war und der mit einer weiteren norwegischen Ausnahmeerscheinung – Moddi – gut befreundet ist.

Im Vergleich zu „Chiaroscuro“ fällt beim neuen Album „Politricks“ als erstes auf, wie vielseitig dieses Album doch ist, ohne sich dabei zu versperren. Es ist vielmehr die berühmte Salatschüssel denn der Schmelztiegel, und doch macht auch hier die Mischung den Geschmack. Sanfte Orchester-Arrangements („Honey“, „Pockets Full Of Holes“) treffen auf treibende Gitarrenstücke, die gar an Built To Spill erinnern („Montreal“) und gehen über in shoegazehafte Träumereien. Die Highlights finden sich mit dem an den Postrock von Bands wie Godspeed You! Black Emperor erinnernden „Honey“ und dem Titelsong „Politricks“ gleich zu Beginn des Albums. Letzteres bekam auch ein äußerst ansprechendes Video spendiert, welches allerdings nichts für schwache Nerven ist.

Mit „For The Country“ findet sich sogar ein A-capella-Song auf dem Album! Dieser befindet sich ziemlich genau in der Mitte des Albums und reißt die HörerInnen harsch aus dem Flow, den die vorhergehenden Songs aufgebaut haben. Aber gerade diese Störung rüttelt auf und führt dazu, noch genauer zuzuhören. Der Song beschreibt ein emotionales Abschiednehmen eines „military youngster“ von seiner Freundin, bevor dieser in einen Krieg aufbricht, dessen Sinn sich ihm nicht ganz erschließt. Textlich steht „For The Country“ – obwohl es sonst so stark mit dem Rest des Albums kontrastiert – vielleicht sogar exemplarisch für „Politricks“. Die Lyrics sind geprägt von einer bitteren Bissigkeit und der Erkenntnis, dass selbst die schöne heile Welt Norwegens schon lange ihre Unschuld verloren hat: „I don’t know why, but I have to / fire my gun at their hearts / I’m not sure why, but they told me / it is for the country“.

Dieses Album könnte polarisieren, die einen werden sich vielleicht über die Brüche und Unstimmigkeiten beschweren, während andere gerade diese bejubeln werden. In der Tat ist „Politricks“ alles Andere als aus einem Guss, aber Freunde mosaikhafter Soundtüfteleien à la Efterklang und Konsorten sollten hier getrost einmal reinhören.

Christoph Herzog

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Video zu "Politricks"
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