Rezension

Deptford Goth

Life After Defo


Highlights: Life After Defo // Bronze Age // Objects Objects // Union
Genre: Indie // Ambient // Electro
Sounds Like: Gem Club // James Blake // The XX // How To Dress Well

VÖ: 22.03.2013

Ist es nicht faszinierend, wie unglaublich wenig es in der Musik braucht, um eine ganz eigene Atmosphäre zu erzeugen, Bilder und ganze Welten zu erschaffen? Es müssen nur ein paar Töne zusammenkommen und schon geht das Kopfkino los. Der Londoner Musiker Daniel Woolhouse mit seinem musikalischen Alter Ego „Deptford Goth“ übt sich in der Kunst der Zurückhaltung und stellt mit seinem Debütalbum „Life After Defo“ auf beeindruckende Weise unter Beweis, wie einfach und wirkungsvoll Musik doch sein kann.

„Somewhere between real and synthetic“ sucht sich Deptford Goth seine kleine Nische aus zusammengebastelten Beats, Samples, Synthieklängen sowie Aufnahmen und Klangtüfteleien im heimischen Wohnzimmer. „Life After Defo“ hört man die Intimität seines Entstehungsprozesses an. So zurückhaltend, wie Daniel Woolhouse seine zerbrechliche Stimme einsetzt, so behutsam, wie er die verschiedenen Klangschichten übereinanderlegt und sorgfältig die Beats mit einflechtet, wirken diese Momente wie in „Union“, wenn der Refrain einsetzt wie ein großes Feuerwerk. Die Spannbreite, die Deptford Goths Musik hat, ist wirklich nicht groß, und es ist verständlich, wenn „Life After Defo“ mangelnder Abwechslungsreichtum vorgeworfen wird. Hier muss man schon genau hinhören, um wahrzunehmen, wie viel tatsächlich passiert. Wenn man aber einmal an diesen Punkt kommt, gibt es kein Zurück mehr. Wenn die Songs von Deptford Goth zunehmend ihre Sogwirkung entfalten, findet man immer wieder seinen Weg zurück zu diesem manchmal etwas seltsamen, aber wahnsinnig faszinierenden Album.

Dabei spielt es auch überhaupt keine Rolle, was hier real und was synthetisch ist, alles verschmilzt zu einer organischen Einheit, und durch die Verfremdung der „realen“ Klänge löst sich die Musik von Deptford Goth von allen sächlichen Dingen und schwebt irgendwo im Nichts umher, ganz für sich stehend. Hin und wieder, wie am Ende von „Feel Real“, kriegt man aber doch einen kleinen Einblick, auf welcher Grundlage die Klangteppiche entstehen, wenn dort beispielsweise für einen kurzen Moment Harfe und Gitarre in den Vordergrund treten. Vor allem aber besitzt hier jeder Song diesen einen überwältigenden Moment, auf den Woolhouse stets ganz gezielt zuzusteuern scheint. Hinter diesen langsam und sanftmütig dahingleitenden Stücken steckt weit mehr cleveres Songwriting, als man vielleicht im ersten Moment wahrnimmt. Hinzu kommt, dass bei der melancholischen Grundstimmung, die das Album durchzieht, Deptford Goth in keinem Moment beginnt, selbstmitleidig zu lamentieren, sondern sich stets elegant zeigt. Es ist ein wirklich starkes und unglaublich gerissenes Debütalbum, das Daniel Woolhouse hier vorgelegt hat.

Kilian Braungart

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