Rezension

Deptford Goth

Songs


Highlights: Relics // The Lovers // Two Hearts
Genre: Minimalismus Pop // Hypnagogic // Spectral R&B
Sounds Like: James Blake // The XX // Perfume Genius

VÖ: 31.10.2014

Schlicht und einfach „Songs“ nennt Daniel Woolhouse aka Deptford Goth sein zweites Album und zeigt, dass Minimalismus und Reduktion hier groß geschrieben werden. Mit typisch englischem Understatement kam der ehemalige Kunststudent, der Musik eher als hobbymäßiges Nebenprojekt zu seinem Job als Grundschullehrer betrieb, 2013 mit „Life After Defo“ zu seinem Debut wie die Jungfrau zum Kind. Der bescheidene Plan, die Musik für eine Weile zum Job zu machen, ging auf.

Sein Sound oszilliert irgendwo zwischen den verhallt-sphärischen Pianoklangräumen eines James Blake, mit ebenso bewusst wie reduziert eingesetzten Rhythmuselementen, und kunstvoll überlagerten Popmelodien à la Perfume Genius, gespickt mit dem wunderbar ausdruckslosen Schlafzimmerblick einer Romy Croft. Trotz aller Düsternis, die der etwas irreführende Künstlername evoziert, zeigt sich „Songs“ von einer überraschend poppigen Seite. Die flüsternde Reduktion von „Life After Defo“ weicht eingängigen Melodien, Woolhouse' Stimme rückt vom hintergründigen Stilelement selbstbewusst in den Vordergrund.

Generell scheint „Songs“ sich an einem eher vokalorientierten, klassischen Songwriting zu orientieren, was den Tracks eine neue Struktur verleiht und gleichzeitig die textliche Ebene in den Vordergrund stellt. Der Opener „Relics“ eröffnet mit einem fast fröhlich-tanzbaren Instagram-Dreampop, „The Rhythm Of Life Is In A Regular Beat“ steht den elf Tracks als programmatisch positives Thema voran, wie die erste Singleauskopplung „Lovers“, eine hochemotionale Hommage an die Liebe, lyrisch wie musikalisch verdeutlicht. Privates Glück durch Heirat und Haus am Meer umgesetzt in sensible Elektronik, einfühlsame Gitarrenzupfereien und latent mitschwingende Melancholie.

Deptford Goth scheint ein Händchen für Timing und Zufälle zu haben. Der goldene Herbst wird bald vorbei sein, die englischen Winter sind kalt. Hier ist der Soundtrack dafür.

Laura Aha

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