Rezension

Deerhoof

Future Teenage Cave Artists


Highlights: Future Teenage Cave Artists // O Ye Saddle Bags // "Farewell" Symphony
Genre: Noise-Pop // Progressive Rock // Indie-Rock
Sounds Like: Dirty Projectors // The Flaming Lips // Animal Collective

VÖ: 19.06.2020

Deerhoof lassen die Welt untergehen: Menschen fliehen Richtung Natur, Tiere werden grundlos getötet, Traditionen und Religionen lösen sich auf. Thematisch keine leichte Kost, aber Hoffnung kommt auf, wenn Sängerin Satomi Matsuzaki die Perspektive der nächsten Generation einnimmt, die in den Höhlen der Post-Apokalypse die Kunst für sich entdeckt: „Gonna paint an animal on a cave wall // Gonna leave it there forever while empires fall.“ Und so legt sich Staub über die kahle Landschaft und die Instrumente der Band, die, durch den Fleischwolf Laptop-Mikrofon gedreht, besonders kratzig klingen. Denn „Future Teenage Cave Artists“ ist ein Quarantäne-Album, fertiggestellt übers Internet, während die Bandmitglieder zu Hause feststeckten.

Die Zukunftsvisionen, die uns Deerhoof präsentieren, fühlen sich bedrückend aktuell an. Zum Glück sind sie so abwechslungsreich untermalt, dass es nie deprimierend wird: Von süßem Rumpelpop wie im Opener über eiernde Blues-Gitarren und minimalistischen Flüster-Jazz bis zum gewohnten Schrammel-Noise ist alles dabei. Selbst die düsteren Momente, wie das schwermütig-träge „Reduced Guilt“, werden von hellen Gesangspassagen oder Rhythmuswechseln durchbrochen. In der Menge kann das Deerhoof-typisch verwirrend bis überfordernd klingen, auch weil das Album in Tempo und Aufbau etwas wahllos wirkt und schleppende Lieder wie „The Loved One“ oder „Fraction Anthem“ so ohne Wirkung bleiben. Deutlich mehr Spaß machen da der glitzernde Titeltrack und besonders das aufgedreht treibende „‚Farewell‘ Symphony“, mit dessen schrägem Kindertröten-Indie man auch gut eine ganze Platte füllen könnte.

Deerhoof machen, was Deerhoof eben so machen. Und das geht einher mit den üblichen Warnungen: Auch auf ihrem fünfzehnten Album bleibt diese Experimentierfreudigkeit so polarisierend wie eh und je. „Future Teenage Cave Artists“ fordert beim Hören ein Level an Aufmerksamkeit ein, das es nicht immer belohnt. Spannend ist es allemal und amüsant verpackte Einzeiler wie „Cowboys were just a corporate invention“ oder „Why would you shoot my Bambis?“ hüpfen auch dank Matsuzakis einzigartiger Stimme noch eine ganze Weile durch die Gehörgänge.

Marc Grimmer

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