Rezension

Dan Mangan

Oh Fortune


Highlights: Post-War Blues // If I Am Dead // Oh Fortune
Genre: Folk // Singer-Songwriter
Sounds Like: Mumford & Sons // Josh Ritter // Bill Callahan // Fleet Foxes // Isbells // The Wooden Sky

VÖ: 25.11.2011

Schon die Albumtitel machen es deutlich: Nachdem Dan Mangans letztes Album „Nice, Nice, Very Nice“ mit seinen einfachen, aber ehrlichen Folk-Pop-Songs dem kanadischen Songwriter den großen Durchbruch bescherte, lag der nächste Schritt nahe: „Oh Fortune“ – das klingt nach Dramatik, nach Auseinandersetzung mit den existentiellen Lebensfragen und nach großen Ambitionen. Dabei war es gerade Dan Mangans sympathische, zwar meist sehr nachdenkliche, aber angenehm direkte und oft ungestüme Art, die das selbstironisch betitelte „Nice, Nice, Very Nice“ zu dem mitreißenden Album machte, das es ist. „Oh Fortune“ hingegen scheitert daran, mehr sein zu wollen.

Schon der Opener „About As Helpful As You Can Be Without Being Any Help At All“ lässt erste Befürchtungen aufkommen, dass sich Mangan hier ein wenig übernommen hat. Natürlich beeindruckt die üppige Instrumentierung dieser Einführung in sein drittes Album, wirkt aber trotz allem etwas befremdlich und klingt irgendwie zu sehr nach Selbstzweck. Und wenn dann im nachfolgenden „How Darwinian“ Weisheiten wie „People don't know what they want / they just know they really want it“ verkündet werden, lässt das einen trotz der feinen Inszenierung mit treibendem Schlagzeug und natürlich Dan Mangans zum Zuhören zwingendem Gesang zwiegespalten zurück. Nicht, dass „Nice, Nice, Very Nice“ eine lyrische Großtat gewesen wäre, aber es hatte auch nicht den Anspruch. Selbst auf die ruhigen Songs, in denen Mangans Gesang die volle Aufmerksamkeit bekommt, ist bei „Oh Fortune“ nur bedingt Verlass. Warum beispielsweise in „If I Am Dead“ im letzten Moment noch auf einen etwas deplatziert wirkenden Bläsersatz zurückgegriffen werden muss, fragt man sich dann schon.

Dabei ist es nicht so, dass „Oh Fortune“ keinen Spaß machen würde – ganz im Gegenteil. Beim „Post-War Blues“, dem großen Hit von „Oh Fortune“, kann man gar nicht anders, als sich von der Energie des Songs anstecken zu lassen. Und auch der Titeltrack, der trotz sehr vielfältiger Ausgestaltung nie den roten Faden verliert, begeistert einen schon ab den ersten Tönen. Dan Mangan ist sicherlich einer der talentiertesten Musiker, die im Rahmen der Folkbewegung der letzten Jahre einen gewissen Bekanntheit erlangt haben, der ein ganz natürliches Gespür dafür hat, wie er in seinen Songs die Spannung aufrechterhalten kann. Allerdings bietet „Oh Fortune“, auch was das Songwriting betrifft, zu wenige Überraschungen. Zwar haben sich wieder einige gute Songs und ein paar Perlen auf seinem neuen Album eingefunden, wenn man aber weiß, wozu dieser Mann imstande ist, ist man doch etwas enttäuscht. Bei all der kurzweiligen Unterhaltung, die „Oh Fortune“ ohne Frage bietet, hat man schon von Beginn an die Befürchtung, dass sich all dies schneller abnutzen wird, als einem lieb ist. Hoffentlich meint es das Schicksal bei seinem nächsten Album wieder besser mit ihm.

Kilian Braungart

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