Rezension

Damien Jurado

Maraqopa


Highlights: Nothing Is The News // Working Titles // Museum Of Flight
Genre: Singer/Songwriter
Sounds Like: Jason Molina // Neil Young // Mark Kozelek // J. Tillman // Richard Swift

VÖ: 24.02.2012

Vergleiche von Musikern mit anderen Künstlern sind so alt wie die Musik selbst. Diese Band klingt wie die eine, das Album hat ein bisschen was von jenem, dieser Song erinnert mich an den und den, usw.

Die Musik von Damien Jurado abzuwägen fällt da bisweilen doch etwas schwerer. Stattdessen kommt einem bei ihm vielmehr der Vergleich mit dem Singer-Songwriter Townes van Zandt in den Sinn, der in den 60er und 70er Jahren musikalisch aktiv war. Doch der Vergleich soll sich hierbei weniger auf die musikalischen Parallelen als vielmehr auf das gemeinsame Schicksal der beiden beziehen – denn ähnlich wie es Townes van Zandt vor über 40 Jahren schon erging, muss heute auch Damien Jurado damit leben, völlig unterschätzt und unterbewertet zu sein. Während Townes van Zandt trotz fantastischer Alben wie „Delta Momma Blues“ oder „Our Mother The Mountain“ zu Lebzeiten nie wirklich über seinen Kultstatus herauskam, schafft es Damien Jurado bisweilen auch noch nicht, mehr als nur eine Randnotiz in diversen Musikmagazinen zu sein – und das trotz mittlerweile neun Studioalben. Doch glücklicherweise scheint sich an dieser Situation seit seinem 2010 erschienenen Album „Saint Bartlett“ langsam etwas zu ändern. Es war dieses Album, das Jurado seine Musik zum ersten Mal in eine andere Richtung lenken ließ. Zwar bewahrte der Songwriter aus Seattle die Tiefe und Schwere in den Lyrics seiner Songs, doch klang dieses musikalisch weitaus variationsreicher und melodischer als noch seine Vorgängeralben.

Diesen Weg geht Jurado nun bei seinem neuen Album „Maraqopa“ unveränderlich weiter. Begleiter an seiner Seite war wie schon bei „Saint Bartlett“ sein Label-Kollege Richard Swift, der ihm bei den Aufnahmen und der Produktion seines zehnten Albums zur Seite stand. Herausgekommen sind bei den Arbeiten insgesamt zehn Songs, die allesamt nahtlos an das facettenreiche Vorgängeralbum anschließen, wie zum Beispiel der psychedelische Opener „Nothing Is The News“, der mit seinen Orgeln und Gitarren schon fast ein bisschen an den Trance-Rock der 70er erinnert, und den Hörenden auf einen fünf Minuten andauernden Trip schickt, ehe er ihn dann in den letzten Sekunden wieder herunterholt, um ihm mit „Life Away From The Garden“ die nächste Überraschung zu bieten. Ein Song, bei dem sich Jurado mit nostalgischer Note im Duett mit einem Kinderchor übt und dabei mit ihnen zusammen Zeilen wie "There Was A Time / When We Were Golden / Like The Sun / We Were Lights In The World / Then We Strayed / Away From The Garden / Oh, Oh" singt, ohne dass diese auch nur ansatzweise peinlich, unangenehm oder aufgesetzt wirken. Oder der Song „Working Titles“, eine einfache Akustikballade, die einen direkt im Herzen berührt. Und auch wenn das schon alles reichen würde, um Jurado von den hinteren Seiten auf die Titelblätter eines Mojo, Rolling Stone oder eines Musikexpress zu bugsieren, schenkt er uns mit „Museum Of Flight“ kurz vor Ende noch ein kleines Meisterwerk. Ausreichend hierfür sind lediglich schlichte Folk-Pop-Akkorde, ein reduziertes Piano, dezente Drums und Jurados Stimme, mit der er sanft und brüchig Worte wie „Don’t let it go / I need you to hang around / I'm so broke and foolishly in love“ ins Mikrofon singt.

Der Country-Sänger Steve Earle sagte einst über Townes van Zandt: “Townes Van Zandt is the best songwriter in the whole world and I'll stand on Bob Dylan's coffee table in my cowboy boots and say that.” Ohne Zweifel könnte man dies nach diesem Album auch über Damien Jurado sagen.

Benjamin Schneider

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