Rezension

CocoRosie

Put The Shine On


Highlights: High Road // Restless // Lamb and the Wolf
Genre: Pop
Sounds Like: Soap & Skin // Anthony & The Johnsons // Björk

VÖ: 13.03.2020

Es gibt einen Haufen Worte, um die man nicht herumkommt, möchte man etwas über Cocorosie schreiben. Dies ist ein Selbstversuch, ohne diesen Begriffskanon auszukommen und gleichzeitig festzuhalten, was Siarra und Bianca Cassady auf ihrem nunmehr siebten Album in 16 Jahren fabrizieren.

Cocorosie sind konfrontiert mit dem, was man ein Luxusproblem nennen könnte. In ihrer 16-jährigen Bandgeschichte nahmen sie sich diverser musikalischer Reize und Strömungen an, die scheinbar nicht miteinander vereinbar sind: ein bisschen Rap, bisschen Harfe, bisschen Klavier – Beats, Björk und Bohème. Cocorosie hatten ihren distinktiven Sound 2004 mit "La Maison De Mon Rêve" bereits gefunden. Und wie jede Band, der das so früh gelingt, war schnell klar, dass sich auch hier etwas entwickeln muss. Die klassische Zwickmühle aus der Reproduktion des immer Gleichen, Spannend-verqueren oder die Anbiederung an den Mainstream. Und obschon der Autor dieser Zeilen den Cassady-Schwestern diese virtuelle Zwickmühle vor allem andichtet, so sehr haben sie ihren Kopf aus der Schlinge ziehen können und sind auf keinen der bekannten Fehler reingefallen. Und so klingt "Put The Shine On" wie eine aus dem distinktiven Sound gestandener Künstlerinnen gewachsene Sammlung großartiger Popsongs – und in keiner Sekunde berechnend.

Man könnte behaupten, dass die Theaterschminke ein Stück weit abgelegt wurde und dies symbolisch für die Abkehr von der E- hin zur U-Kultur steht – doch diese sehr deutsche Erzählung, die ganz selbstverständlich annimmt, es gäbe das Eine und das Andere, wollen wir an dieser Stelle nicht bedienen. Stattdessen können wir dankbar dafür sein, dass Cocorosie nach 16 Jahren immer noch hier sind und sich eigentlich – seien wir mal ehrlich – gar nicht so sehr verändert haben. In dieser seelenlosen Industrie sich und seinem bizarren, grotesken und fantastischen Ansatz so treu zu bleiben, ist eine unvergleichliche Leistung und der Selbstversuch des Rezensenten somit auf den letzten Metern gescheitert.

Andreas Peters

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