Rezension

Chinawoman

Let's Part in Style


Highlights: Vacation From Love // Woman Is Still A Woman // To Be With Others // Let´s Part In Style
Genre: Russian Melancholic Synthie Pop
Sounds Like: Terrorbird // Molly Nilsson // Alina Orlova // Motorama

VÖ: 24.02.2014

„I'll bring the champagne // You taught me to like // You'll bring your stories // All lies // We know well // What time does to our kind // So tonight // Let's part in style“.

Düster wälzt sich der Bass in die Gehörgänge, die Orgel spielt eine schaurige Melodie, Michelles tiefe Stimme setzt zu einer melancholischen Erzählung ein. Hört man bei „Let´s Part In Style“ genau hin, was Chinawoman zu erzählen hat, ist man gleich gepackt, findet sich in traurigen Gedankengängen wieder, in verlorenen, vertrackten Beziehungsgeflechten, die weh tun, von denen man sich aber noch nicht ganz trennen kann. „Vacation Of Love“ bietet ebenfalls viel Angriffsfläche: „Miserable couples on the bus // We used to say: thank God that's not us // Now I'm hiding out // Trying to figure it out“. Chinawoman schafft es, in den tiefsten Tiefen Gefühle aufzuspüren, Gefühle, die dort vielleicht nur noch am Glimmen waren, durch einen Luftzug aber wieder entfacht werden können. 

Dass Michelle ihre Songs ganz klischeehaft am besten spät nachts, alleine in einem schwach beleuchteten Schlafzimmer, zurückgezogen vom Rest der Welt, schreiben kann, liegt nahe. Der Schluck aus der Wodkaflasche hilft, den Schmerz zu bündeln und die Worte zu fokussieren. Vor allem der Schmerz, den die Liebe hervorbringt, ist ihr Thema, der Versuch einer stilvollen Trennung. Auf „Let´s Part In Style“ besingt Michelle enttäuschte Gefühle, zurückgehaltene Begierde, vergangene schöne Zeiten, die ohnehin nichts als schlaflose Nächte mit sich bringen. „Good times don't carry over // When you get older // When you're alone // They leave nothing at all“ („Good Times Don´t Carry Over“). 

Wer jetzt glaubt, Michelle Gurevich sei eine tief depressive, in sich zurück gezogene Frau, die nichts als Unzufriedenheit und Traurigkeit in sich trägt, der täuscht. Doch in ihren Songs kann sie all diese melancholischen Gefühle zum Ausdruck bringen, sie sich geradezu von der Seele schreiben. Wer sich auf die Songs einlässt und eben auch diese düsteren Gefühle zulässt, der hat die Möglichkeit, sich eine Zeit lang in tiefster Traurigkeit zu suhlen, ebenfalls alles raus zu lassen und somit beglückt und befreit aus der Sache raus zu gehen. Oder man genießt einfach nur die charmanten Songs, die mitschwingende russische Melancholie, die poppigen Orgelmelodien, eben das Werk einer brillianten Songschreiberin.

Marlena Julia Dorniak

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