Rezension
Caribou
Suddenly
Highlights: Never Come Back // Home // Magpie
Genre: House // Pop // Soul // Hip Hop // Electro
Sounds Like: Daphni // Four Tet // Hot Chip // Siriusmo
VÖ: 28.02.2020
Das vergangene Jahrzehnt war ein überaus erfolgreiches für Dan Snaith, der sich auf die Fahnen schreiben darf, eine große Zuhörerschar an elektronische Musik herangeführt zu haben. Das Touren als Band, spätestens seit Caribous Durchbruch mit „Swim“, ebenso wie das Auflegen, Kompilieren und Upcyclen längst vergessener Samples unter dem Pseudonym Daphni haben aus Snaith einen Musiker gemacht, der beinahe jedes Genre zu beherrschen scheint. Für „Suddenly“ greift er daher auf einen übergroßen Fundus zurück.
Der Grundton ist durchaus ernst. Viele Stücke handeln von Liebe und Verlust. Snaith widmet sie Personen aus seinem persönlichen Umfeld, unter anderem seiner verstorbenen Soundtechnikerin und Freundin Julia Brightly. Da passt es ins Bild, dass der Kanadier einen zurückhaltenden Auftakt wählt, mit „Sister“ behutsam beginnt, um vorsichtig in „You And I“ mit seinen warmen Akkorden überzugehen. Ein beinahe wehmütiger und emotionaler Beginn, der perfekt zu Sonnenuntergangsstimmung, Abschied, aber auch einem Neuanfang passt.
„If you want to change it, you must break it // rip it up and something new will grow“ (aus „Sister“).
Mehr als auf seinen Vorgängern präsentieren sich auf „Suddenly“ immer wieder Ruhephasen. „Magpie“ erinnert etwa an die Zeit von „Andorra“, bevor Caribou den Dancefloor eroberten. Mehr als zuvor vertraut das Album zudem auf Snaiths unverfälschten Gesang, so beispielsweise in dem Vocal-lastigen R’n’B-Ausflug „Like I Loved You“.
Gleichzeitig ist „Suddenly“ ein Werk der unvorhergesehenen Wendungen, Abbrüche und Richtungswechsel. „You And I“ verliert seine atmosphärische Spannung in dem Moment, in dem plötzlich ein Trap-Beat zu Kinderchören dazwischen hackt. Schwer verdaulich ebenfalls der Rap auf „Sunny's Time“, auch wenn der Track durch eingestreute Snaith'sche Signature-Sounds letztlich interessant bleibt. „New Jade“ und „Ravi“ arbeiten mit Vocal-Samples, die etwas altbacken klingen und den Songs nicht guttun. Daneben finden sich durchaus klassische Hits wie „Home“, das man mit seinem Soul-Sample eher Daphni zugeordnet hätte. „Never Come Back“ hingegen ist ein typischer Caribou-Banger, zu dem im kommenden Sommer Menschen auf diversen Festivals ausrasten dürften.
„Suddenly“ ist ein heterogenes Album, bei dem sich das klangliche Hörerlebnis und Songstrukturen beißen. Das hohe klangliche Niveau liefert Dan Snaith erneut, bezüglich der Arrangements bleibt Caribou durch abrupte, hektische Wechsel im Gesamten wie im einzelnen Song und stellenweiser Überfrachtung hinter den Erwartungen zurück.
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