Rezension

British Sea Power

Valhalla Dancehall


Highlights: Who's In Control? // We Are Sound // Cleaning Out The Rooms // Heavy Water
Genre: Brit-Pop // Indie
Sounds Like: Editors // Blur // Pulp // Broken Social Scene

VÖ: 14.01.2011

Da ist wohl der Polytheismus bei British Sea Power ausgebrochen: Erst wird Ende letzten Jahres eine EP nach dem griechischen Obercheckergott Zeus benannt (und einer der besten Songs der Bandgeschichte gleich mit), nun huldigt der Albumtitel „Valhalla Dancehall“ dem letzten Ruheort der germanischen Mythologie.

Aus welchem Grund British Sea Power Valhalla jedoch zu einem Tanzschuppen machen wollen, bliebe zu fragen – so sprangen die sechs Brightoner schließlich noch nie wirklich auf den Disco-Indietrend der letzten Jahre auf, sondern benickten lieber stets euphorisch die auf dem Vorgängeralbum gestellte Frage „Do You Like Rock Music?“. Dementsprechend ist auch der Opener „Who's In Control“ bereits ein Alternative-Rock-Hit allererster Kajüte, der sich nicht einmal zu schade ist, Kindergejohle und Wortschöpfungen wie every-fucking-where in den selben Refrain zu stopfen. Das darauf folgende und mit einem furchtbar bescheidenen Titel gesegnete „We Are Sound“ knüpft nahtlos an und lässt vermuten, dass sich British Sea Power auch 2011 den einen oder anderen Vergleich mit den Editors werden gefallen lassen müssen – oder zumindest deren Songs, in denen noch Gitarren vorkommen.

So weit, so British Sea Power. Was im weiteren Verlauf jedoch etwas fehlt, sind jene Übersongs mit denen „Do You Like Rock Music?“ noch teils gespickt war (namentlich in etwa „Atom“ und „No Lucifer“) und zu denen eben auch „Zeus“ noch gehörte. „Stunde Null“ könnte vielleicht in diese Richtung gehen, wenn Sänger Yans Versuche, die deutschen Wörter „Stunde Null“ zu singen, nicht so unfreiwillig witzig wären, wieso aber gerade die vier Minuten Tralala, die „Living Is So Easy“ leider sind, als erste Singleauskopplung gewählt wurden, weiß man irgendwie auch nicht. Und auch im Hinblick auf das gesamte Album wenden sich British Sea Power diesmal zunehmend gepflegter Mid-Tempo-Monotonie zu – bevorzugt bei Songlängen von über sechs Minuten („Baby“, „Cleaning Out The Rooms“ und insbesondere „Once More Now“). Das trotz aller Langsamkeit doch euphorische „Heavy Water“ sorgt zum Ende hin dann doch dafür, dass man „Valhalla Dancehall“ nicht schnarchend beendet, und dennoch entpuppt sich „Valhalla Dancehall“ doch zu oft als Album, mit dem man partygeilen germanischen Kriegstoten nicht unbedingt die Ewigkeit beschallen wollen würde – mit so viel Gemächlichkeit wären British Sea Power vielleicht im Buddhismus besser aufgehoben gewesen.

Jan Martens

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