Wenn man an einem Samstag zu Hause bleibt, da der Freitag zu lang und wild war, und wenn es dann auch noch regnerisch ist und nur zwischendurch die Sonne raus schaut, dann ist es der perfekte Zeitpunkt, um Boy Omega zu hören. Der Herbst kann also kommen!

Martin Henrik Hasselgren, alias Boy Omega, versteht es schon seit Jahren, bezaubernde, melancholische, oft nachdenklich stimmende Stücke zu schreiben und mit zerbrechlicher Stimme vorzutragen. Das ist ihm auch bei "Night Vision", seinem sechsten Album, gelungen.

Auf seinem neuesten Werk zeigt sich Hasselgren elektronischer, geradezu moderner. Er wendet sich ein Stückweit ab vom klassischen Indie-Folk-Pop, weg von Streicher-Arrangements, Bläserensembles und Akustikgitarren, hin zu String-Maschinen, Synthesizern und elektrischen Gitarren. Bei so viel Technik und Elektronik wurde zumindest die Drummaschine durch ein "lebendiges" Schlagzeug ersetzt, gespielt von Andreas Lassus.

Und um was geht es Hasselgren auf "Night Visions"? Welche Träume und Visionen gehen ihm des Nachts durch den Kopf? "Die Songs drehen sich um Fehltritte im Leben und um die Stärke, die man in der Liebe finden kann", sagt er selbst über sein neues Album. Es soll an den Hörer appellieren, dort hin zurückzukehren oder zu gehen, wo man eigentlich hin wollte. Sozusagen im Dunkeln endlich Lichtblicke zu entdecken.

An vielen Stellen brechen dann auch tatsächlich die Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke, wenn Hasselgren z.B. in "Giving Up The Ghost" einen eher experimentellen Soundpart zwischen seinen melodischen Gesangspart legt und die Gitarre springen lässt. Allerdings geht bei "Night Vision", dem ersten seiner Alben, das professionell im Studio aufgenommen wurde, der übliche Boy-Omega-Charme, den die teils unfertig klingenden früheren Songs ausgemacht haben, etwas verloren. Das ist schade. Trösten kann man sich aber immerhin damit, dass Hasselgren auf der kommenden Tour immer noch live, direkt und roh klingen wird.

Marlena Julia Dorniak

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