Rezension

Bodi Bill

What?


Highlights: Brand New Carpet // Pyramiding // What // Hotel // Sea Foam
Genre: Elektro // Soul // Disco
Sounds Like: Thomalla // Hercules And Love Affair // Sizarr // Hot Chip

VÖ: 18.03.2011

Es scheint, als bräuchten Bodi Bill erstmal ihre zwei Minuten, um auf „What?“ warm zu werden. Dann taut das Eis und der Opener „Paper“ beginnt zu leben. Mit gewohnt treibenden Bodi-Bill-Beats. Im darauf folgenden Song „Brand New Carpet“ gibt es schon gar kein Entkommen mehr. Diesen Song muss man laut hören und dazu stampfend tanzen, am besten im dunklen Kellerclub, in dem flirrende, bunte Lichter in der Luft zu schweben scheinen.

Bodi Bill verlocken also auch auf „What?“ wieder zum Tanzen, zum Mitwippen, zum Mitsingen. Sie bewegen den Hörer. Bei genauem Hinhören schaffen es Bodi Bill aber auch, das Gemüt des Hörers zu bewegen. Dann können sie plötzlich nicht nur fröhlich, sondern auch verdammt traurig oder nachdenklich stimmen. Die dumpfen Bässe und die eingeworfenen, melancholischen Textpassagen lassen das Herz lauter schlagen. Wie zum Beispiel in „Garden Dress“. Die Melodie ist wuchtig, aber dennoch bedrückend. Elektro in Moll. Mit viel Soul in der Stimme singt Fabian Fenk in traurigen Tönen das Lied vom Blumenkleid: „I stole flowers at the market // They where just for you”. 

Ob Blumen oder Steine, Glasscherben oder Alufolie, viele Fundstücke zieren das Cover-Art-Work von „What?“. Sie starren den Betrachter an, dem zu Recht Fragezeichen auf der Stirn erscheinen. Um was es sich handelt, ist oft erst bei genauem Analysieren oder mit etwas Phantasie zu erkennen. Die Fluxus-Künstler des vergangenen Jahrhunderts packten ähnliche gefundene Alltagsgegenstände in Rahmen und Kästen und machten sie so zu Kunstwerken. „What?“ gleicht einem solchen Kunstwerk. Die zehn Songs erscheinen wie glitzernde Perlen, Steine, Federn – kleine Schmuckstücke, die in einer Schatzkiste zueinander gefunden haben. Im Gesamten sind sie schön anzuhören, aber auch einzeln haben sie eine große Wirkung. 

Was Bodi Bills Songs ausmacht, ist, dass es sich nicht nur um Musik handelt, die gut im Club gespielt werden kann, zu der man ausgelassen feiern kann. Bei Bodi Bill steckt mehr dahinter. Nicht nur echte Gefühle, sondern auch „echte“ Instrumente. Da wird auch mal Klavier gespielt, oder Geige, und natürlich Gitarre, Bass und Synthesizer. Allerdings erkennt man die Instrumente oftmals nur schwer, da sie stark verfremdet wurden. Auf „What?“ sind Bodi Bill ihrem Ziel, einen ganz eigenen Sound zu kreieren, wieder einen Schritt näher gekommen. Es ist ihnen wunderbar gelungen, denn es fällt unheimlich schwer, sie mit anderen Bands oder Künstlern zu vergleichen. Die Kraftwerk-Vergleiche, die zur Zeit von der ausländischen Presse zu lesen sind, hinken doch sehr. Aber zumindest vom äußeren Erscheinungsbild auf der Bühne gibt es Ähnlichkeiten. Wer sich das mal anschauen möchte, sollte nicht zögern, denn einige der Konzerte sind schon ausverkauft. Beeilung!

Marlena Julia Dorniak

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