Rezension

Black Mountain

Destroyer


Highlights: Future Shade // Pretty Little Lazies // FD 72
Genre: Psychedelic Rock // Hardrock // Artrock
Sounds Like: Sleepy Sun // Colour Haze // Arcade Fire

VÖ: 24.05.2019

Black Mountain mäandern seit Jahren als eine der besseren von vielen modernen Inkarnationen klassischer Rockmusik zwischen trippiger Psychedelik und knackigem Riff-Rock alter Schule. Zwischen beidem entscheiden wollten sie sich nie so richtig, aber "Destroyer" setzt eine deutliche Marke: Auf dem fünften Studioalbum der Kanadier dominiert die härtere Gangart – und das liegt nicht nur an den weiter aufgerissenen Fuzz-Reglern.

Besetzungswechsel sorgten zwischenzeitlich dafür, dass Gitarrist, Sänger und Bandkopf Stephen McBean heute das einzige verbliebene Gründungsmitglied ist. Einer davon fällt besonders schwer ins Gewicht, denn Amber Webber ist nicht mehr dabei. Die Sängerin stieg nach dem 2016 veröffentlichten Album "IV" aus und man merkt das: Ihr verträumter und doch umwerfend kraftvoller Gegenpol zur geerdeten Rock-Stimme des Chefs fehlt. Mit Rachel Fannan von Sleepy Sun steht zwar Ersatz an der weiblichen Gesangsfront parat, doch ob sie Webbers Fußstapfen füllen kann, lässt sich auf "Destroyer" noch kaum abschätzen. Zu selten kommt sie präsent zum Einsatz, meist bleibt sie im Hintergrund oder singt eine zweite Stimme.

Was hat das nun mit der härteren Ausrichtung von "Destroyer" zu tun? Vielleicht gar nichts – und vielleicht alles. Unbestreitbar ist, dass Black Mountains Fünfte über weite Strecken eine ungemein treibende, stürmische Angelegenheit ist. Von vor muskulöser Verzerrung beinahe berstenden Doppel-Leadgitarren in "Future Shade" über die Stoner-Walze "Horns Arising" und das vollkommen passend betitelte "Licensed to Drive" bis zum unpassenderweise gar nicht faulen Akustik-Rocker "Pretty Little Lazies": Das sprichwörtliche Gaspedal erfreut sich häufigen und intensiven Kontakts mit der ebensolchen Fußmatte – in Tempo, Lautstärke, Intensität. Weil Webbers sanftes Organ nicht länger den Überdruck aus den Riff-Eskapaden nimmt und Fannans direkterer, schneidenderer Gesang McBeans Stimme mehr ergänzt und verstärkt als kontrastiert, klingt manches davon aber eben ein wenig aufgepumpt.

Das muss nicht schlimm sein, auch wenn sich etwa das schleppende "Boogie Lover" bei seinen Hypno-Bass-Kraftübungen stellenweise etwas hängen lässt. Wenn die Riffs sitzen (was sie meist tun) und Synthesizer-Spezereien dem Vorwärtsrock ein paar wohlplatzierte Psychedelik-Infusionen setzen, funktioniert "Destroyer". Nicht auf dieselbe Weise wie etwa "IV", das insgesamt auch die spannendere, weil vielfältigere Platte ist. Aber doch gut genug, dass man neugierig wird auf die Richtung, die Black Mountain fortan so verfolgen werden. Derzeit stehen die Zeichen eben auf Muscle-Car-Highway-Sonnenuntergang-Musik – und die wurde in den vergangenen fünf Jahrzehnten definitiv schon deutlich schlechter gespielt.

David Albus

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