Rezension
Banks
Goddess
Highlights: Waiting Game // You Should Know Where I'm Coming From // Beggin For Thread // Before I Ever Met You
Genre: PBR&B // Electronic // Trip Hop
Sounds Like: FKA Twigs // Broods // Sir Sly
VÖ: 05.09.2014
Nein, Jillian Rose Banks hat weder etwas mit dem Graffitikünstler Banksy, noch mit Musiker Paul Banks zu tun, auch wenn dem Namen geschuldete Assoziationen naheliegen. So ganz abwegig wäre ein gewisser Verwandtschaftsgrad zumindest zum Interpol-Sänger nicht, verdient der sich die Sonntagsbrötchen doch auch mit Musik; doch die 26-jährige Amerikanerin brauchte kaum Vitamin B, um den Weg einzuschlagen, den sie nun seit Anfang 2013 geht.
Wie es im viralen Zeitalter üblich ist, hat auch Banks sich über das Internet in die Köpfe der Hörer geschlichen. Vorerst veröffentlichte die noch unbekannte Jillian Rose ihre Musik über Soundcloud, die erste offizielle Single „Before I Ever Met You“ erschien anschließend im Februar 2013 mithilfe einer Freundin, die ihre Beziehungen spielen ließ: Schauspielerin Lily Collins – so ganz ohne Kontakte lief es also nicht ab. Es folgten zwei EPs und der dritte Platz des "BBC Sound of 2014" – nun steht das Debütalbum „Goddess“ in den Regalen.
Der Opener „Alibi“ eröffnet die Platte ganz Banks-typisch mit elektronischen Beats und Jillian Banks' klarem, kraftvollen Gesang, der sich auf die Hintergrundrhythmik legt. Mal hohe, mal tiefe Vocals und übereinandergelegte Tonspuren geben dem Song trotz gewisser Schwere eine anziehende Dynamik. So verhält es sich dann auch mit den folgenden Tracks des Albums. Zwar immer etwas anders verpackt, doch bis zur ersten Ballade „You Should Know Where I'm Coming From“ relativ gleich produziert, bietet die erste Hälfte der CD kaum Abwechslung; „Sticks“ kommt dem Hörer von Durchgang zu Durchgang sogar schon überflüssig vor. Mit „Beggin For Thread“ lässt Banks dann etwas frischen Wind durch die Ohren sausen. Ein massenkompatibler Refrain tönt durch eingängige Strophen – nichts Aufregendes, aber schon stimmig.
Immer mal wieder mogelt sich der ein oder andere überraschende Track zwischen Songs, die teilweise durchaus nach Einheitsmusik klingen. So auch die langsame Akustiknummer „Someone New“. Besonders diese Balladen sind es, die Banks R&B-Charakter deutlich werden lassen. Stimmlich mal an Fergies „Big Girls Don't Cry“ erinnernd, zeigen die verhaltener produzierten Songs auf der einen Seite die doch präsente Überproduktion auf der anderen Seite. „And I Drove You Crazy“ ist hier wohl das beste Negativbeispiel einer verzerrten Stimme, die eigentlich alles könnte.
Obwohl der Rhythmus und die Beats recht packend sind, lässt die fehlende Abwechslung der CD Langeweile aufkommen und besonders die phasenweise überproduzierten Vocals können das Hören unangenehm werden lassen. Das macht das Album auf keinen Fall zu einem gänzlich schlechten Fehlkauf, die Ähnlichkeit zu Künstlern wie beispielsweise FKA Twigs ist nämlich vorhanden und gerechtfertigt, doch fehlt es Banks noch an Raffinesse und dem gewissen Etwas.
Doch das ist ja auch das Spannende an der Musik und den Kunstschaffenden: Sei es Banksy, Paul Banks oder Jillian Rose Banks – die produzierte Kunst kann immer wieder neu gestaltet, verändert, ausgebaut und weiterentwickelt werden. So sind die drei final ja doch mehr oder weniger in dieselbe Schublade der Kunstschaffenden zu stecken, und die Assoziation ist weitestgehend gerechtfertigt.
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