Interview

The Weakerthans


Es ist immer schön, wenn alte Freunde ohne besonderen Grund vorbei schauen, besonders schön ist es, wenn diese Freunde die Weakerthans sind. Wir treffen Frontmann John K. Samson für ein kurzes Gespräch ohne jegliche Promotionszwänge und reden über dies und jenes – und das Schicksal der wohl berühmtesten Katze der Indiewelt.

Hallo John! Die Weakerthans haben ja aktuell gar nichts zu promoten – seid ihr wegen der Frauenfußball-WM hier?

John: Ja, das haben wir etwas verfolgt, das ist ganz interessant. Das kanadische Team ist ja auch gar nicht so schlecht! Allgemein haben wir in Deutschland und Europa im Allgemeinen aber auch eine unserer größten Fanbases, da ist es immer wieder schön, zurück zu kommen.

Gibt es noch Orte, an denen ihr gerne einmal spielen würdet?

John: Ich würde gerne einmal in Osteuropa spielen! In Tschechien, Polen zum Beispiel waren wir noch nie. Es lag nicht daran, dass man uns keine Genehmigung gegeben hätte oder so, es hat sich nur einfach nie ergeben. Wenn wir schon einmal hier sind, konzentrieren wir uns meistens auf Deutschland, Österreich, Schweiz, Skandinavien, UK, die üblichen Verdächtigen eben. Hoffentlich klappt das mit der nächsten Platte.

Da könntet ihr dann ja auch einmal alle eure Alben am Stück spielen – habt ihr das nicht kürzlich auf einer Tour getan?

John: Ja, das war verrückt. Zunächst war es nur ein Album pro Abend und zum Schluss dann wirklich alle vier, was ziemlich anstrengend war.

Wann ist denn mit einem neuen Weakerthans-Album zu rechnen?

John: Ich veröffentliche im Januar eine Soloplatte, die hierzulande über Grand Hotel Van Cleef rauskommt, auf die ich mich erst einmal konzentriere. Daran arbeite ich ja auch schon seit ein paar Jahren. Wir stecken zwar schon im Schreibprozess für neue Songs – aber da kann es noch ein Jahr oder so dauern, bis ein neues Album kommt. Aktuell beschäftigt uns das Thema nicht allzu sehr.

Wird dein Soloalbum eine Zusammenstellung deiner EPs sein?

John: Ja, genau, die sechs Songs der EPs sowie sechs neue. Erstere hab ich jedoch auch mit einer Band neu aufgenommen. Es fühlt sich schon anders an, einmal mit anderen Musikern aufzunehmen, auch wenn die Texte und Melodien natürlich immer noch von mir stammen. Abwechslung tut hier aber sicher hin und wieder gut – die Weakerthans spielen ja auch schon seit knapp 15 Jahren zusammen. Ich hatte ja die Idee, dass die EPs sich thematisch um Straßen in Manitoba drehen sollten. Zwei Straßen fehlen noch. Das Album soll dementsprechend auch "Provincial" heißen und meine Heimatprovinz als Thema haben.

Ich frage mich schon einige Zeit, was aus Virtute (der Katze, aus deren Sicht bereits zwei Weakerthans-Lieder geschrieben wurden, Anm. des Autors) geworden ist.

John: Ich hab keine Ahnung, um ehrlich zu sein! Ich dachte, die Geschichte wäre mit "Virtute The Cat Explains Her Departure" abgeschlossen. Die Katze lebt alleine in der freien Wildbahn, sichert alleine ihr Überleben, ist nicht mehr domestiziert... Das ist eigentlich das Ende der Geschichte. Bei ihrem Besitzer war ja sowieso Hopfen und Malz verloren, da er es nicht schaffte, die Lebewesen, die ihn liebten, nicht aus seinem Leben zu vertreiben. Vielleicht wird es einmal ein Prequel geben – Virtute als Kätzchen?

Ihr schreibt ja gerne über Dinge, die in eurem Umfeld, in Winnipeg also, passieren. Ist denn in letzter Zeit etwas Interessantes in Winnipeg passiert?

John: Wir haben unser Eishockeyteam zurück! 1996 wurden die Winnipeg Jets verkauft und wurden zu den Phoenix Coyotes, wir hatten also 15 Jahre kein Team. Das war bei uns ein Riesenthema. Winnipeg ist verrückt auf Eishockey. Mir gefällt der Sport zwar auch, aber die Euphorie ist schon wahnsinnig – das kann man ungefähr mit Hamburg und dem FC St. Pauli vergleichen. Es ist ein schönes Smalltalkthema – aber deswegen werde ich trotzdem keinen Song über die Rückkehr der Winnipeg Jets schreiben.

In "One Great City" gab es verschiedene Anekdoten zu hören, die zur zentralen Aussage I hate Winnipeg führten – ist es immer noch so schlimm?

John: Naja, es hieß ja auch "the Jets were lousy anyway", und nun sind sie wieder da – diese Zeile müsste ich vielleicht ändern... Ansonsten hat sich kaum etwas geändert (lacht).

Ich möchte dich als Kanadier gerne einmal etwas anderes fragen. Oft wird Montreal ja quasi als Mekka der Musik und Heimat aller großartigen kanadischen Bands verstanden. Wie denken Kanadier, die nicht aus Montreal sind, über diese Stadt?

John: Es ist wirklich eine bemerkenswerte Stadt, wahrscheinlich die europäischte in Nordamerika. Sehr viele Sprachen und Kulturen treffen dort zusammen. Die Stadt ist also wirklich einzigartig, auch wenn ich dort nicht leben wollen würde. Es ist aber erstaunlich, wie viele Bands, die auf Englisch singen, dorther kommen, wenn man bedenkt, wie klein die anglophone Bevölkerung ist. Es hat etwas von Island – da muss irgendwas im Wasser sein.

Stehen Bands nicht manchmal schon etwas im Spotlight, nur weil sie aus Montreal kommen?

John: Das kann durchaus sein. Wir spielen ja in Kürze auch eine Show mit Arcade Fire, die hier sicherlich einer der Auslöser waren. Es ist unglaublich, was aus denen geworden ist.

Danke für das Interview!

Jan Martens

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Rezension zu "Reunion Tour" (2007)

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