Festival-Vorbericht

Haldern Pop Festival 2011


Diese Woche ist es wieder so weit. Das allseits beliebte Haldern Pop Festival öffnet seine Tore für die Besucher. Wir steigern schonmal die Vorfreude und werfen einen kleinen Blick auf die 28. Ausgabe des Festivals am Niederrhein.

Ticketbesitzer können sich (wie immer) glücklich schätzen eingelassen zu werden, denn das Festival ist (wie immer) bereits seit einem halben Jahr ausverkauft. Die Haldern-Macher hatten sich in diesem Jahr allerdings, um gegen die Versteigerung von Tickets für Wucher-Preise entgegenzuwirken, einen zusätzlichen Verkaufsplan ausgedacht. Im Juni boten sie im Örtchen Haldern einen Restbestand an Tickets zum Verkauf an. Das lockte viele Käufer. Manche reisten mehrere hundert Kilometer an, um stundenlang in der Schlange zu stehen, andere hatten das Glück, die Putzfrau ihrer Tante, die zufällig in Haldern wohnt, zum Ticketkaufen schicken zu können. Neben der Belohnung, die raren Tickets zu ergattern, wurden die Wartenden mit Freigetränken in der Haldern Pop Bar belohnt.

Für alle, die im kommenden Jahr auch einmal in den Haldern-Genuss kommen möchten, empfiehlt es sich, Tickets schon um die Weihnachtszeit zu bestellen. Falsch machen kann man eigentlich nichts, auch wenn noch keine Band bestätigt ist. Denn die Festival-Macher beweisen immer wieder ein gutes Händchen in der Auswahl der Künstler. Dabei verläuft das Auswahlprozedere natürlich nicht ohne Fleiß. Stefan Reichmann, der Organisator des Festivals, hat sich gemeinsam mit seinem Team in den letzten Monaten unendlich viel Musik angehört. Sogar von den Live-Qualitäten vieler der auftretenden Künstler haben sie sich im Vorhinein persönlich überzeugt.

Und was ist dabei raus gekommen? Reichmann selbst sagt dazu: "Es ist in gewisser Art ein Programm wie der Niederrhein, man muss zweimal hinschauen, um die Schönheit zu entdecken." Recht hat er damit. Denn eine Vielzahl der Namen auf dem Programm wird den meisten Menschen eher unbekannt sein. Da verlangt es schon ein wenig Vorbereitung, um die ganze schöne Musik kennenzulernen, die es am kommenden Donnerstag bis Samstag zu hören gibt. Oder man geht einfach hin und lässt sich überraschen, auch dabei wird man garantiert nicht enttäuscht werden.

Nichtsdestotrotz möchten wir euch einige Empfehlungen geben: Eröffnet wird das Festival in diesem Jahr am Donnerstag um 17 Uhr von den Isbells, passend zu ihren ruhigen Klängen, in der St. Georg Kirche in Haldern. Dass die Kirche als eine Festival-Location dient, ist im Übrigen dem ansässigen Pastor zu verdanken. Der war im vergangen Jahr so vom Festival-Flair begeistert, dass er nachfragte, ob nicht einige Konzerte in der Kirche stattfinden könnten. Die Festival-Macher waren begeistert und nutzten die Gelegenheit. Ob sich nun mehr junge Menschen nach den Konzerten für die Kirche interessieren werden, wie der Pater sich das außerdem wünscht, ist fraglich. Ein ganz besonderes Konzerterlebnis werden sie aber auf jeden Fall in Erinnerung behalten.

Etwa zur gleichen Zeit weihen die Isländer Retro Stefson die Bühne im Spiegelzelt ein und werden ein regelrechtes Kontrastprogramm zu dem in der St.-Georg-Kirche bieten. Die junge Truppe vermischt Disco, Elektro und Pop mit tropischen Klängen und wird dabei nicht müde, dem Publikum passende Dance-Moves zu zeigen. Kurz darauf wird das Londoner Trio Yuck zu hören sein, die wilder aussehen als sie schließlich klingen, den alten Indie aber im Herzen tragen und in herrlichem Gitarrengeschrammel ausleben. Die Avett Brothers kommen zwar auch mit Gitarren, außerdem aber noch mit Banjo, Streichern und Klavier und spielen wundervollen, mehrstimmigen Folk. Bei Coma haben die Veranstalter mitgedacht und das Konzert raus an die frische Luft, mit viel Platz zum Tanzen, in den Biergarten vor dem Spiegelzelt verlegt. Das wird auch nötig sein, denn die Musik des Duos wird bereits als "new Techno sound of Cologne" gefeiert, bei dem man nicht still stehen kann. Direkt im Anschluss geht es wieder rein ins Spiegelzelt. Das Brandt Brauer Frick Ensemble ist ein Orchester aus Deutschland, das man sich unbedingt anschauen sollte, wenn man davon überzeugt werden möchte, dass klassische Instrumente mehr als klassische Musik spielen können. In ihren perfektionierten Kompositionen wirken die einzelnen Töne, als ob sie am Computer akribisch zusammengesetzt wurden, dabei ist in Wirklichkeit alles organischen Instrumenten zu verdanken. Man wird verwundert sein, wie die einzelnen Klänge entstehen.

Mehr als 50 Bands und Künstler spielen an den drei Festivaltagen. Für einige gabs schon den großen Durchbruch (Fleet Foxes, James Blake, Destroyer, Okkervil River, ...) für andere wird er gerade vorhergesagt. So der Fall bei Dry The River, die häufiger mal unerwartet von zarten Folk-Klängen in härtere Töne wechseln. Ein ganz besonderer Auftritt kann auch beim Erased Tapes Special mit Rival Consoles, Codes In The Clouds, Nils Frahm und Anne Müller erwartet werden. Weitere empfehlenswerte Acts sind das Elektro-Trio Bodi Bill aus Berlin, die Blues- und Folk-Spezialisten Timber Timbre, die Mädchen von Warpaint, die psychedelische Pop-Songs spielen, die Wild Beasts aus London, die durch detaillierte Instrumentierung und düster wirkenden Falsett-Gesang auffallen, oder auch The Antlers aus New York, die mit ihren oft melancholisch anmutenden, akustischen Indie-Folk-Stücken dennoch jede Menge Freude verbreiten können.

Aber wie schon gesagt, egal für welche Künstler man sich entscheidet, man wird garantiert ein großartiges Festival erleben. Wir wünschen allen, die hingehen, viel Spaß dabei!

Weitere Infos: www.haldern-pop.de

Marlena Julia Dorniak

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