Rezension

Zoot Woman

Things Are What They Used To Be


Highlights: Just A Friend Of Mine // Saturation // We Won't Break // Witness // More Than Ever // Live In My Head
Genre: Elektro-Pop
Sounds Like: Simian Mobile Disco // Hot Chip // Junior Boys // Cut Copy

VÖ: 21.08.2009

Aus popjournalistischer Sicht ist „Things Are What They Used To Be“ das erste Album des Kollektivs um Stuart Price, das zum richtigen Zeitpunkt erscheint. In der derzeitigen Renaissance des 80er-Jahre-Revivals zum Anfang des Jahrzehnts erscheint die Platte zur passenden Zeit im großen Zusammenspiel aus popkultureller These und Synthese. Das war nicht immer so. Als „Living In A Magazine“ 2001 erschien, war das Debüt – zumindest im Rückblick – so etwas wie der Vorreiter der ersten Synthiepop-Welle und der selbstbetitelte Nachfolger erschien 2003 in einer Zeit, in der sich kaum noch jemand für 80er-infizierten Elektropop erwärmen konnte. Diese Fakten hatten selbstverständlich keinen Einfluss auf die Qualität der Musik. Und so ist auch „Things Are What They Used To Be“ weit mehr als das Produkt eines aufgewärmten Interesses an der tanzbaren Musik des vorvergangenen Jahrzehnts. Denn wenn man all die Fakten beiseite lässt und den Blick auf das Wesentliche beschränkt, dann ist diese Platte eine grandiose Popplatte ohne Ausfall.

Ein Manko in der Arbeit Zoot Womans war oft die Abwesenheit des Kopfes Stuart Price zu stets wichtigen Zeitpunkten. So mussten von Bandgründung bis Debüt sechs Jahre verstreichen und auch die letzte Platte liegt nun ein halbes Dutzend Jahre zurück. Diese Zeit verbrachte der Brite aber nicht mit Däumchendrehen, sondern als Verjüngungsassistenz für Madonnas in die Jahre gekommene Version von Popmusik und mit dem misslungenen Versuch, dem Indie-Rock der Killers mehr Pomp zu verleihen. Gleichzeitig sind diese Nebentätigkeiten aber zweifellos dafür verantwortlich, dass „Things Are What They Used To Be“ noch etwas ausgereifter und durchdachter klingt als seine Vorgänger.

Daran ist nicht zuletzt Johnny Blake schuld, der mit einer kristallenen Klarheit und Akzentuierung in seinen Vocals, die gleichberechtigt neben das Soundgewebe gemischt sind, ohne zu sehr in den Vordergrund zu drängen, jede Hookline zum potentiellen Ohrwurm macht. Dabei gehen Zoot Woman allerdings nicht immer straight auf den Dancefloor. Klar, Songs wie „Just A Friend Of A Mine“ und „More Than Ever“ spielen mit den niederen musikalischen Instinkten feierwütiger Hedonisten und sind im besten Sinne das, was Elektrop-Pop der Disco bieten kann, doch „Saturation“ schichtet sich mit minimalistischem Fortschritt zu einem Song und ist dabei zwar tanzbar, doch immer nur um die Ecke gedacht. „Witness“ folgt dagegen eher althergebrachten Rockklischees und gehört mit seinem einzigartigen Zerr-Synthie-Bass zum Besten, was Zoot Woman auf dem dritten Album zustande bringen.

Mit "Things Are What They Used To Be" verbinden Stuart Price und die Blake-Brüder endlich ihre musikalische Klasse mit dem Zeitgeist, immer wissend, sich jederzeit von diesem abgrenzen zu können. Doch den Beweis haben sie schon zweimal erbracht.

Andreas Peters

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