Rezension

Zola Jesus

Taiga


Highlights: Hunger // Dangerous Days
Genre: Electronica
Sounds Like: Exitmusic // JJ // I Break Horses

VÖ: 03.10.2014

Zola Jesus mangelt es mit Sicherheit nicht an Ideen und Geschichten. Mit größter Selbstverständlichkeit berichtet sie über die Gesichtslosigkeit unserer heutigen Zeit und kontrastiert damit die unendlichen, unberührten Weiten der russischen Taiga, Namensgeberin ihres vierten Albums. Auch in ihrer Musik greift Zola Jesus außergewöhnliche Thematiken auf und setzt sie in neue Zusammenhänge. Ihr Ideenreichtum erscheint unantastbar.

Ob sie uns mit den extrem plastischen Bläsersounds zu Beginn von „Hunger“ wachrüttelt und zum Hinhören führt oder wir in „Ego“ die ruhigeren Sounds zu schätzen lernen: Stets tut sie dies nur, um uns in ihre dunklen Welten zu entführen. Man könnte fast vermuten, es handele sich hierbei um einen größeren Plan, den Zola Jesus bereits seit Album Nummer eins verfolgt. Denn wirklich gewandelt hat sie sich in den letzten Jahren kaum. Man hat sogar vielmehr das Gefühl, sie habe einiges der dunklen Bewegkraft und enormen Experimentierfreudigkeit mit der Zeit verloren.

Doch dieser schmale Grat zwischen Innovation und Man-selbst-Bleiben ist nichts, was „Taiga“ in die Knie zwingt. Vielmehr ist dieses Dilemma voraussichtlich üblicher Prozess eines jeden Künstlers und einen universellen Lösungsansatz hierfür wird es wohl nie geben. Ziel sollte es nur immer sein, ein harmonisches Gesamtwerk zu schaffen. Und genau hier liegt das zentrale Problem von „Taiga“.

Es sind nicht nur die dramatischen Texte oder nur die zeitweise wenig harmonischen Melodien. Es ist nicht der volle Gesang, der mit aller Kraft aus Zola Jesus' Stimmbändern gepresst wird und es ist auch nicht nur die außergewöhnliche Instrumentierung, die das pure Hörerlebnis von „Taiga“ verhindern. Es ist das Zusammentreffen all dieser Aspekte und die Art, wie sie auf einander reagieren. Denn vor lauter Ideen haben sich die einzelnen Songs nicht zu starken Einheiten zusammen gefunden. Instrumentierung und Stimme kämpfen stetig gegeneinander an, statt gemeinsam in einen Fluss zu geraten. Und auch von Song zu Song weiß der Hörer nicht, wozu uns Zola Jesus mit „Taiga“ auffordern will. Zu mystischem Tanz, zu lautem Protest oder doch vielleicht einfach nur zum stillen Aufnehmen ihrer Worte und Melodien?

Jonas Gödde

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