Rezension

Young Fathers

Dead


Highlights: LOW // Mmmh Mmmh // Hangman
Genre: Experimenteller Hip-Hop
Sounds Like: Death Grips // Spoek Mathambo // Why?

VÖ: 31.01.2014

Düster und irgendwie verhext ist die Musik der Young Fathers. Das afro-schottische Trio trägt seine Wurzeln in Liberia, Nigeria und Amerika, doch es war schließlich Edinburgh, wo sich Alloysious Massaquoi, Kayus Bankole und Graham "G" Hastings auf Open-Mic-Contests einfanden und ihre Band gründeten.

„Really we’re just pop boys“, antworten sie auf die Frage nach ihren musikalischen Ansprüchen. Die minimalistische Einöde, auf der sich „Dead“ abspielt, spricht jedoch eine ganz andere Sprache. Sie wirkt wie ein von schwarzer Magie gesteuerter hypnotischer Trip. Dazu trägt bei, dass die Melodien verschüttet in schiefen Tonlagen zu suchen sind und die Herren ihre kryptischen Lyrics mal wie besessen hervorpressen („WAR“) oder von oben herab dozieren („Just Another Bullet“).

Man gibt sich intellektuell, kämpferisch und wird aufbrausend und doch ist gleichzeitig der berühmte weiche Kern unter der harten Schale zu spüren. Immer wieder wollen hymnenhafte Gesänge das karge Szenario durchbrechen und stellen somit einen Kontrast zu den atmosphärischen Entwicklungen seiner Lieder dar, wenn nicht gar ab und an auch ein Hindernis. „WAR“ beginnt zwar wütend und transportiert diese Wut durch die Unmittelbarkeit seines Gesangs um dann aber in einem verhältnismäßig seichten Refrain abzubrechen. In „LOW“ oder „Get Up“ wird Eingängigkeit schließlich zum Prinzip erklärt.

Auf Teilen ihres ersten Album müssen Young Fathers deshalb hinter Genrekollegen zurückstecken, denn sie kommen nicht ganz an die aggressive Energie der artverwandten Death Grips oder an die Spritzigkeit eines Spoek Mathambo heran. Dennoch entwickeln sich auf den zweiten Blick aus dem Minimalismus heraus der ein oder andere Grower. „Mmmh Mmmh“ ist so einer und schraubt sich mit seinem Gewinde aus dröhnenden Bässen mit jedem Durchlauf tiefer in das Bewusstsein. So bildet er erst beim genauen Hinhören das unangefochtene Highlight.

„Revenge is a dish best served cold“ heißt es in dem anschließenden „Hangman“ und auch „Dead“ fordert die richtige Zubereitung. Passend serviert kann es dann seinen eigenartigen dunklen Zauber entfalten.

Jonatan Biskamp

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