Rezension

Wolf Alice

Visions Of A Life


Highlights: Formidable Cool // St. Purple & Green // Sky Musings
Genre: (Grunge-)Rock
Sounds Like: The Kills // Yeah Yeah Yeahs // The Distillers // Sonic Youth // L7

VÖ: 29.09.2017

Für einen kurzen Moment im Jahr 2015 schien es, als sei Grunge nicht tot. Ein Quartett aus London samt Sängerin schickte sich an, einem Genre, in dem alles gesagt und vor allem alles vorbei schien, doch noch einmal ein paar Zeilen hinzufügen zu können. Allen voran dafür verantwortlich: Die Stimme von Ellie Rowsell. Sie kann wunderschönste Balladen hauchen (wie "Blush"), hält in netten Rocknummern das Tempo und kann bisweilen wütend ausbrechen ("Giant Peach"). Dass sie nach wie vor in der Lage dazu ist, beweisen begeisternde Liveauftritte jedes Mal aufs Neue. Nur: „Visions Of A Life“ sieht diese Vielseitigkeit selten.

Album Nummer zwei wirkt auf eine unangenehme Weise harmonisiert. Wolf Alice scheinen nur noch ein Songschema zu kennen, das sie wieder und wieder fahren – und das sind Midtempo-Rocksongs, die ziemlich vor sich hin plätschern. Einige wenige Perlen beziehungsweise schöne Momente kann das Album dennoch bieten, meist wenn Rowsell aus dem Dickicht etwas nach vorn strebt und das Szepter an sich reißt. Denn viel zu oft geht sie in einem Soundbrei unter und ist nur eine Tonspur von vielen, die sich gegenseitig eliminieren.

Die spannenden Stücke sind fast ausschließlich in der zweiten Hälfte von „Visions Of A Life“ versteckt, welches ansonsten von keinem roten Faden, keinem Spannungsbogen durchzogen ist – im Gegenteil. Nach dem gemütlichen „Beautifully Unconventional“ begehen Wolf Alice ihren einzigen wirklichen Ausbruch. Nur etwa zwei Minuten ist „Yuk Foo“ überhaupt lang und dennoch nervt dieses Riot-Grrrl-Stück über alle Maßen, sodass er recht schnell weggeskippt wird. Dem gegenüber steht eine Menge B-Seiten-Material und der eine oder andere cool groovende Hit, wie eben „Formidable Cool“ oder „St. Purple & Green“. Zusammen genommen ist bis auf den Totalausfall „Yuk Foo“ nichts wirklich schlecht auf „Visions Of A Life“, aber auch nicht vieles so herausragend, wie das noch beim Debüt der Fall war. So sind Wolf Alice nicht mehr die Newcomer, die den Grungerock wiederbeleben, sondern nur noch eine Rockband von vielen.

Klaus Porst

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"Heavenward"
"Don't Delete The Kisses"

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