Rezension

We Are Scientists

TV En Français


Highlights: What You Do Best // Make It Best // Overreacting // Don't Blow It
Genre: Indie-Rock
Sounds Like: The Future Heads // The Rakes // Bloc Party

VÖ: 07.03.2014

Man wird nicht jünger. Ein Satz, den man sonst immer von Großeltern, Tante oder Onkel oder wahlweise auch mal den Eltern zu hören bekam und von dem man nie dachte, ihn selbst mal zu verwenden. Aber ja, man wird nicht jünger. Dieser Satz kann mehrere Bedeutungsebenen eröffnen. Zum Beispiel, dass die Vergangenheit sich mit jedem Jahr weiter entfernt, man hin und wieder mit melancholisch verklärtem Blick auf das schaut, was war oder dass man gewisse Veränderungen nur schwer nachvollziehen kann. Kein Wunder, ist unsere Zeit doch immer schnelllebiger. Bei Bands ist das nicht anders. Die werden erwachsen, stellen sich die gleichen Fragen und reifen in letzter Konsequenz auch auf ihren Platten. 

Und dann gibt es da noch We Are Scientists, die wie ein Fels in der Brandung wirken, klingen, als wäre 2005 gar nicht mal so lange her und uns dazu bringen, selbstbeschämt Dinge zu sagen wie: „Das ist noch ehrlicher, handfester Indie-Rock!“. Und tatsächlich machen Keith Murray und Andy Burrows auch auf „TV En Français “ einfach weiter. Selbst die Änderung bandinterner Strukturen hat sie nicht zum obligatorischen radikalen Schnitt und zum musikalischen Umdenken bewegen können. Never change a winning team. Mehrstimmiger Gesang, einleitende Bassläufe, fröhlich jaulende Gitarrenriffs und catchy Refrains – keine Schnörkel, kein „-tronic“-Zusatz und kein Hippie- oder Hipstertum. Es ist, als hätten wir erst gestern zum ersten Mal zu „Nobody Move, Nobody Get Hurt“ getanzt, als gäbe es kein Morgen mehr. 

Einen kleinen Unterschied gibt es dann vielleicht doch. Nicht merklich, da vermutlich gar nicht intendiert, wirkt das alte Indie-Rock-Rezept ein wenig lascher, etwas gesetzter. War es früher das wilde Zappeln der Extremitäten, das dem Indie-Rock der 00er Jahre den gewissen Hauch von Jugendlichkeit und Aufmüpfigkeit verlieh, ist heute dezentes Mitwippen und Kopfnicken das Mittel der Wahl. Es bleibt alleine die Frage, ob es an „TV En Français“ liegt, das vielleicht doch, ohne es zu wollen, etwas gereifter daher kommt, oder eben an uns selbst. So oder so: diese Platte begeistert nicht, aber sie tut auch nicht weh. Wenn überhaupt, lässt sie uns in Songs wie "What You Do Best“, „Make It Best“, „Overreacting“ oder dem tatsächlich etwas gediegenerem „Don‘t Blow It“ mitwippend an alte Zeiten erinnern. Man wird halt nicht jünger, ne?

Andreas Peters

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