Rezension

Washington

Astral Sky


Highlights: Firewheel // Astral Sky // Each And Every One // I Lost My Way
Genre: Indie // Pop // Country
Sounds Like: Calexico // Kashmir // My Morning Jacket // Band Of Horses // R.E.M.

VÖ: 09.03.2007

Man stelle sich folgendes vor: In Leipzig steigen zwei schätzungsweise 28 Jahre alte Herren in ein Taxi. Nichts ungewöhnliches? Alarm! Alarm! Willkommen im Quiz-Taxi! Träumen wir nicht alle davon? Einmal mit mehr Geld aus einem Taxi raus als vorher rein? Aber zurück zu dem, was ich eigentlich erzählen wollte: Nach drei erfolgreich bestrittenen Fragen kommt die, mal unter uns, Geschenktes-Geld-Musikfrage, möchte man vor allem bei zwei Endzwanzigern denken. "Welche nach einem US-Bundesstaat benannte Band gehört zu diesem Song?" "Mmmmhhhh...Da kenne ich nur eine. Wie hieß die gleich? Virgina...Virgina Jetzt! Das muss es sein!" Es war ein englischsprachiger Song. Es ging um Texas. Die Antwort war also falsch. Den eigentlichen Fehler haben die jungen Männer aber schon in den Jahren zuvor begangen. Keiner der zwei hatte je - und hat bis heute wahrscheinlich noch nie - ein Wort, geschweigedenn einen Ton von der wunderbaren Band Washington gehört.

Ihr auch nicht? Das muss sich ändern, denn was das junge Trio aus dem norwegischen Tromso 2005 in Form des bezaubernd melancholischen Vorgänger "A New Order Rising" auf die Beine gestellt haben, ist alles andere als unhörenswert. Von dem damals noch sehr Radiohead/Kashmir/Starsailor-orientierten Klangbild ist auf ihrem neusten Streich "Astral Sky" nicht mehr allzu viel übrig geblieben. Luftiger, positiver - teilweise wird aus Washington tatsächlich eine sommerliche Band. Eine Tatsache, die einige freuen, andere ärgern wird.

Offen gesagt kann man der Veränderung neutral gegenüberstehen, da das neue Werk ein ebenbürtiges geworden ist. Einzig und allein der Fakt, dass der Frühling und nicht der Herbst vor der Tür steht, lässt mich etwas mehr Richtung Freude über die neue Leichtigkeit tendieren. Um dieser mal ein namentliches Beispiel zu geben - "Firewheel" ist zuckersüßer Pop irgendwo zwischen der neuen Calexico, My Morning Jacket und einer Prise täglich im Radio gespielter Evergreens, was in diesem Falle nur den Hitfaktor unterstreichen soll. Wer hingegen R.E.M. in alter Stärke hören will, sollte auf den Song mit der Gitarren-Line überhaupt, nämlich auf "Vaults", zugreifen, ein Stück, das unmissverständlich dazu verleitet, "Automatic For The People" mal wieder aus dem Plattenschrank zu kramen. Die stärkste Phase der CD ist dennoch ganz am Schluss. Momente, wie das Mundharmonika-Solo im hinteren Teil von "Each And Every One", machen das Album zu eben einem sehr guten seiner Klasse.

Das dürfte für's erste an Informationen reichen. Zumindest sind sie ausreichend, um im Quiz-Taxi bei einer Frage über Texas, ganz gleich, ob man sie beantworten kann, auf jeden Fall eine gute Figur zu machen.

Paul Weinreich

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