Rezension

Vierkanttretlager

Krieg & Krieg


Highlights: 34 Narben // Butterfahrt
Genre: Indierock
Sounds Like: Fink // Sport // Bosse

VÖ: 17.04.2015

Irgendwie sind Vierkanttretlager selber Schuld. Da nehmen sie ein ganz nettes Debütalbum (mögliche Konnotationen von „nett“ nicht beabsichtigt, aber auch nicht verboten), machen allerdings vorrangig dadurch auf sich aufmerksam, dass sie eine EP mit einem zu ihrer Nordlichtherkunft passenden Shanty-Chor aufnehmen und diese dann auch noch mit der Coverversion eines Element-Of-Crime-Songs anreichern. Album #2 hat nun keine Schifferklaviere, keine tiefen Seemannschöre und keine von Sven Regener geschriebenen Texte. Und allzuviel Herausstechendes bleibt dann leider nicht übrig.

Nun brauchen Vierkanttretlager eigentlich nicht unbedingt zusätzliche Instrumente, um eine gewisse Seemannsromantik zu erzeugen: Auch so bleiben der Sound ruppiger als bei all jenen Hamburger-Schule-Bands, die häufig mit diesen Husumern verglichen werden und die Texte strotzen weiterhin von Sehnsucht und Selbstzweifeln – das wirkt gerne herb, manchmal aber auch pathetisch, wenn Zeilen Lass uns mit frohem Herzen in die Stille gehen und der dazugehörige Songtitel „Der Letzte Satz Der Welt“ lauten. Bei diesem Drahtseilakt mag so mancher an neuere Lieder der Toten Hosen denken – so oft wie die Düsseldorfer plumpsen Vierkanttretlager dann aber Gott sei Dank doch nicht auf der falschen Seite herunter.

Gerade wenn die Band die ausgetretenen Pfade deutschen Indierocks etwas verlässt (wie mit der fast schon math-rock-affinen Gitarre in „Butterfahrt“ oder dezent eingesetzten Maracas) können Vierkanttretlager die hoffnungsvolle Position behaupten, die ihnen zum Debüt „Die Natur Greift An“ von Fans und Feuilleton gegeben wurde – auf „Krieg & Krieg“ fallen sie leider etwas mehr der Austauschbarkeit anheim. Da hätte man ruhig nochmal ein paar Seemänner zu den Aufnahmen einladen können. Oder, um es mit den Worten der Lokalpatrioten Turbostaat zu sagen: Husum, verdammt nochmal.

Jan Martens

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