Rezension

Various Artists

Wackies Sampler Vol. 3


Highlights: Space Age // Prepare Jah Man // Creation Dubwise
Genre: Reggae
Sounds Like: The Wailers // King Tubby // Black Uhuru // Lee "Scratch" Perry

VÖ: 10.10.2008

Die Technoproduzenten Moritz von Oswald und Mark Ernestus (Basic Channel, Rhythm & Sound) präsentieren die dritte Ausgabe ihrer Wackie’s-Sampler-Reihe. Seltsame und grandiose Reggae-, Dub- und Dancehall-Tracks, die ursprünglich beim New Yorker Label „Wackie’s House of Music“ erschienen und bereits im Rahmen der letzten achtzehn Re-Issues auf Basic Channels Sub-Label „Wackies“ veröffentlicht worden sind, werden hier in Form einer Mid-Price-Compilation dem interessierten Publikum zugänglich gemacht. Unbekanntes findet sich neben mehr oder weniger bekannten Namen.

Die Wackies Re-Issues wie die sie zusammenfassende Sampler-Reihe erhalten und dokumentieren nicht nur vergessene Reggae-Tunes, sondern belegen vor allem die Kraft dieser Musik, ihre Modernität. Die Compilation ist eine Entdeckung, die verdeutlicht, was bei Konsum von Reggae-Hit-Klassikern aufgrund Überhörens verloren geht. Dazu gehört das andauernde Be- und Entschleunigen, wie Gesang und Riddim im gleichen Takt langgezogen und hektisch nebeneinander stehen. Hinzu kommt das Spiel mit reduzierten Elementen, mit Wiederholungen und kleinsten Variationen, ein Songstrukturen auflösendes und doch Geschlossenheit bewahrendes Vorgehen. Auslassungen bilden ein weiteres entscheidendes Element, wobei entstehende Lücken eben nicht leer wirken, sondern die umgebende Musik im Hörer nachklingen lassen. Repetition einzelner verwobener Elemente, Variation, scheinbare Improvisation und Unfertigkeit geben den wieder präsentierten Klängen ihre Magie. Auf dieser Ausgabe des Samplers vertreten sind Prince Douglas, Horace Andy, Lloyd McTaggart, Joy Card, Bullwackies All Stars, John Clarke, Jezzreel, Jah Carlos, Milton Henry, Max Romeo, Little John, Sugar Minott, Itopia und Joe Auxumite. Horace Andy, Max Romeo und Sugar Minott könnten nicht nur wegen Bezügen zu Massive Attack (Horace Andy) oder dem Radiodread-Sampler (Sugar Minott) allgemeiner bekannt sein.

Bassschwer und willentlich „Lo-Fi“ zieht der Sampler in seinen Bann. Zurückgelehnt und den Spruch der Kraft aus der Ruhe vertonend, überzeugen alle Tracks ohne Einschränkung. Sollte Herausragendes benannt werden, stände mindestens die Hälfte der Tracks in einer Reihe. Daraus ließen sich dann vor allem „Space Age“ der Bullwackies All Stars und Itopias „Creation Dubwise“ besonders loben: als kompositorische und musikalische Visionarität verströmend, ohne dabei den klassischen Reggae zu verlassen. Hier stehen alle Gesichtsöffnungen staunend offen. Wechselwirkungen mit dem Jazz der 70er Jahre sind offensichtlich. „Birth Of Reggae Music“ von Max Romeo und Jah Carlos’ „Prepare Jah Man“ interpretieren die zugrunde liegenden, vertraut wirkenden Riddims so, dass genauer hingehört wird. Die Tracks von Jezzreel, John Clarke und Little John erscheinen am klassischsten.

Das automatische Gefallen verdankt der dritte Wackies Sampler vor allem dem „March Down Babylon Dub“, der zunächst sehr vertraut wirkend, dieses Vertraute ausbremst, den Puls des Hörers verlangsamt und sofort gefangen nimmt. Basic Channel als Label eröffnet hiermit eine grandiose analoge Entdeckungsreise, die mehr bietet als manch aktueller Hype.

Oliver Bothe

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