Rezension

Uns

Alles Was Wir Machen Ist Kunst


Highlights: Internetgold // Körper // Das Haus
Genre: Elektropunk // Pop
Sounds Like: Egotronic // Bratze // Adam Angst

VÖ: 01.06.2018

Ist das Kunst oder kann das weg? Die Band Uns veröffentlicht ihr zweites Album und so richtig weiß man zunächst nicht, was man davon halten soll. Elektropunk trifft auf verstrahlte Discoboys in neonfarbenen Trainingsanzügen trifft auf Hardcore-Gitarren trifft auf Glitterkotze und Dosenbierromantik. Irgendwo zwischen Projekt aus dem Performanceseminar der Kunsthochschule und vercrackten Druffies aus dem Kleinstadt-Ghetto. Aber irgendwie auch ganz geil.

Hinter Uns stecken viele Ichs, die bereits in einigen anderen Formationen in der Vergangenheit die Bühnen der Nationen bespielten. So unter anderem bei Kate Mosh, SDNMT, I Might Be Wrong, Siva, Petula, Nonkeen oder ClickClickDecker. Eine große Inzestparty aus dem Umfeld des Berliner Labels Sinnbus, mit musikalischen Hintergründen von Post-Rock bis Elektropunk. Dass das Album so klingt wie es klingt, verwundert also nicht. Vollgeballert mit teils ironischen Referenzen von Falco über Grönemeyer geht das Album mal in feinster Elektropunk-Manier a la Egotronic auf die Vollen („Von A Nach A“), manchmal im Deichkind‘schen Exzesspartypopgewand („Essen Um Zu Vernichten“), manchmal aber auch mit weniger präsenten Synthesizern eher Richtung Punk-Rock mit Hardcore-Auswüchsen („Haus“). Alles irgendwie bunt, alles irgendwie laser. Der NDW-Flair mit quietschenden Synthies und poppigen Melodien findet sich fast auf jedem Song wieder.

Auf der Penetrant-bis-nervige-Synthie-Skala liegen Uns auch gerne mal mindestens gleich auf mit Bilderbuch, überdrehen den Regler dann aber manchmal etwas zu extrem. Aber das muss ja auch so. Denn ganz normal ist das alles eh nicht, was auf „Alles Was Wir Machen Ist Kunst“ vor sich geht: Songs über „Die Allerschnellsten Autos Der Welt“ und den Preis für die verstörendste Opening-Line des Jahres „Ich mag es, wenn mich junge Leute nackt sehen.“ („Nackt Sehen“) inklusive.

Musikalisch bleibt das Niveau der Platte überschaubar. Darum geht es auf „Alles Was Wir Machen Ist Kunst“ aber auch gar nicht, auch wenn das Album im Laufe der Songs mehr musikalische Varietät offenbart, als der erste Song und die gleichzeitige Vorabsingle des Albums „Internetgold“ vermuten lassen. Dass Elektropunk aber nicht automatisch eine stumpf-durchstampfende 4/4-Bassdrum bedeuten muss, sondern auch rhythmische Finesse zulässt, beweisen Uns besonders in den gitarrenlastigen Stücken. Das Mikro wird dabei rumgereicht: Es wird gerappt, gesungen, geschrien und gespuckt. Dabei treffen Uns den Zeitgeist zwischen Hedonismus und subtil-offensiver Gesellschaftskritik.

„Ist das Kunst oder kann das Weg?“ – „Weiß nicht, lass mal lieber noch stehen.“

Abhilash Arackal

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