Rezension

Unknown Mortal Orchestra

Multi-Love


Highlights: Multi-Love // Ur Life One Night // Necessary Evil
Genre: Psych-Rock // R&B
Sounds Like: Tame Impala // Pond // Paul McCartney // Toro Y Moi

VÖ: 22.05.2015

Die Geschichte hinter dem Unknown Mortal Orchestra ist zu spannend, um nicht kurz angerissen zu werden. Ein verkappter neuseeländischer Punker names Ruban Nielson landet mit seiner Frau Jenny in Portland, wo die beiden sich niederlassen, um ihre Kinder großzuziehen. Ganz kann er von der Musik nicht lassen, und so nimmt er in seinem Keller Songs auf, anonym, auf Blogs veröffentlicht. Einer davon macht eine so große Runde im Internet, dass ein Arbeitskollege ihn plötzlich neben ihm im Büro hört. „Eine neue, coole Band“ sei das. „Nein, das bin ich, in meinem Keller“, entgegnet Nielson. Von da an ist klar, dass die Musik, die die Intention hat, schräger Psych-Rock zu sein, den es genau so noch nie gegeben hat, veröffentlicht werden sollte. Und im Folgenden ist das Unknown Mortal Orchestra ein Ein-Mann-Projekt, das aber eine Live-Band hat, und bringt zwei Alben raus.

Auch die Geschichte speziell hinter dieser dritten Platte ist spannend. „Multi-Love“ heißt sie, und genau darum geht es. Seine Frau Jenny und er haben in den letzten Jahren ihre Beziehung für eine dritte Person, Laura, geöffnet. Es entwickelte sich eine intensive Dreiecksbeziehung, ungefähr so, wie wenn „du an die zwei intensivsten Beziehungen deines Lebens denkst, nur dann hast du sie gleichzeitig“, sagt Nielson. So singt er dann auch im Titeltrack „Multi-Love“: „It’s not that this song is about her // all songs are about her“. „Her“, das ist Laura, die dritte Person in der Beziehung. Über die Schönheit und auch die Schwierigkeiten dieser Lebensform, davon handelt die Platte.

Dieser Thematik nähert sich Nielson in gewohnt psychedelischer Manier: Hier ein paar lose Synthie-Sounds, dort ein funky Part, und eine ganze Menge R&B. Eine Mischung, die es außer beim Unknown Mortal Orchestra so tatsächlich selten gibt, auch auf der dritten Platte. Es ergibt sich in „Multi-Love“ ein Gesamtwerk, das musikalisch weit leichter wirkt als die Thematik, die dahinter steckt. Wenn man rein die Klänge betrachtet, scheint die Dreiecksbeziehung eher von Leichtigkeit geprägt zu sein. Doch leider umgibt die Platte ein Problem: Ihre Geschichte ist letztlich aufregender als die Platte selbst. Die plätschert letzten Endes eintöniger als ihr textlicher Inhalt vor sich hin. Der Sound ist zwar relativ einzigartig, aber variiert zwischen den Songs nicht so, dass er den Spannungsbogen auf Albumlänge hält. So ist „Multi-Love“ eine Ansammlung unterhaltsamer Songs mit spannendem Hintergrund, die am Stück zu hören dann trotz allem langatmig wirkt, obgleich sich einzelne Songs nicht wirklich als Negativpunkte ausmachen lassen. Ein Album, in das so viel Inhalt Einzug gefunden hat, dass die Musik letztlich etwas zu kurz gekommen ist.

Daniel Waldhuber

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