Rezension

Trixie Whitley

Porta Bohemica


Highlights: Soft Spoken Word // The Visitor // Hourglass
Genre: Pop // Soul // Indie
Sounds Like: Sophie Hunger // Radiohead // Intergalactic Lovers

VÖ: 05.02.2016

Als „Porta Bohemica“ bezeichnet man eine abgelegene Zugverbindung zwischen Deutschland und Österreich. Die belgische Singer/Songwriterin Trixie Whitley nahm gerade diese abgelegenen Zugreisen als Inspiration für ihre zweite LP und benannte sie kurzerhand nach der besagten Strecke „Porta Bohemica“. Und das nicht ohne Grund, sieht die Tochter des verstorbenen Blues-Musikers Chris Whitley die Metapher eines Zuges auf dieser Strecke als einen Aufbruch in neue Gefilde und eine Abkehr von der eigenen Vergangenheit.

Eben diese Entwicklung wird auch beim ersten Durchlauf der aktuellen Veröffentlichung deutlich. Wo auf ihrem Debüt „Fourth Corner“ der Blues-Einfluss des Vaters deutlich hörbar ist, regiert auf der aktuellen Veröffentlichung der Pop die Songs. „Salt“ wartet mit einer vertrackten Radiohead-Rhythmik auf, die auch schon im Debüt für Spannung sorgten, scheitert allerdings beim Versuch, die gewollte Eingängigkeit in den Refrain zu bringen. Gerade das beachtliche Sangestalent Whitleys wird hier durch einfallslose Dopplungen der Gesangsspur in die Bedeutungslosigkeit produziert. „Closer“ hingegen gelingt die Eingängigkeit im Refrain, setzt aber weder gesanglich, noch musikalisch Highlights. Mit „Soft Spoken Word“ bringt Whitley die Stärken von „Fourth Corner“ mit dem neuen Ansatz gekonnt zusammen. Knarzige Bluesgitarre trifft auf kraftvollen Gesang und schafft damit das Highlight auf diesem Tonträger – nur leider fast das einzige.

Trixie Whitleys musikalische „Wiedergeburt“ ist ihr gelungen, da besteht kein Zweifel. Es bleibt nur zu hoffen, dass sie musikalisch nicht den Weg des Plastik-Pops à la Katy Perry und derengleichen einschlägt und die Weichen doch wieder in Richtung des gitarrenlastigen Sounds des Vorgängers stellt. Wie man diese Weiche bedient, hat sie auf „Porta Bohemica“ deutlich gezeigt, nur eben in die falsche Richtung.

Sönke Holsten

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