Rezension

Tortoise

The Catastrophist


Highlights: The Catastrophist // Shake Hands With Danger // Yonder Blue // Tesseract
Genre: Post-Rock // Jazz // Experimental // Kraut
Sounds Like: Tortoise // Neu // Kraftwerk // This Will Destroy You

VÖ: 22.01.2016

Es ist immer spannend, neue Platten von Bands zu erschließen, die ihre eigene Szene ergründet haben. So etwa Tortoise: Die fünf Herren aus Chicago sind irgendwie Post-Rock, irgendwie Kraut, irgendwie Jazz, irgendwie elektronisch, vor allen Dingen aber Tortoise. Seit 25 Jahren gibt es sie schon, und sie beflügeln eine ganz eigene Szene in Chicago, deren Vorreiter sie sind. So crazy das Cover des neuen, ersten Albums seit sieben Jahren, „The Catastrophist“, ist, so unberechenbar und vielfältig ist ihre Musik. Völlig zurecht sind Tortoise Legenden, das beweist auch dieses Album.

Auch, wenn „The Catastrophist“ mitnichten die beste Platte der Band ist. Der Einstieg in das Album schickt den Hörer in eine Welt, in der Sailor Moon im Jahre 2001 eine Odyssee durch den Weltraum macht. Spacige Beats lösen sich schnell in basslastigen Jazz-Postrock auf. Immer am spannendsten gewesen sind bei Tortoise die Bassideen, das gilt auch für „The Catastrophist“. Hier steht der Bass viel mehr im Vordergrund als bei anderen vergleichbaren Bands, viel mehr auch als etwa Gitarren. Überhaupt ist das Album zwar neu, eigentlich aber eine Sammlung aus lange live gespielten Songs, „Hot Coffee“ etwa ist schon 2004 grob entstanden.

Auch ein Unterschied im Vergleich zu vielen Bands aus dem Post-Rock-Spektrum ist der Gesang: „Yonder Blue“ ist eine wunderschöne Soulballade, gesungen von Georgia Hubley (Yo La Tengo). Dieser Song könnte auch mehrere Jahrzehnte alt sein. Allgemein gilt: Was Tortoise machen, ist spannend, intuitives Zusammenspiel, vielfältige Ideen, eine ganz eigene Schiene. Auch auf „The Catastrophist“ sticht all dies hervor, aber als Album ist das neue Werk zu heterogen, schießt in zu viele Richtungen. Viele gute Ideen, nur ein ganz gutes Album. Dafür aber trotzdem eine richtig gute Band.

Daniel Waldhuber

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