Rezension

Tiny Moving Parts

Celebrate


Highlights: Birdhouse // Common Cold // Volumes
Genre: Emo // Mathrock // Pop-Punk
Sounds Like: The Fall Of Troy // The World Is A Beautiful Place And I Am No Longer Afraid To Die // The Hotelier

VÖ: 20.05.2016

Folgendes Szenario: Du hast die Teleportationsmaschine des Filmklassikers „Die Fliege“ auf dem Flohmarkt gefunden – die, die blöderweise alle Lebewesen genetisch kreuzt, die du reinsteckst. Du entführst aus der nächsten Gesamtschule einen Nerd aus der Robotik-AG, einen Emo und einen Skater. Du steckst alle in die Maschine. Was bekommst du? Eine Einladung zum Internationalen Gerichtshof natürlich, du Monster! Was fällt dir eigentlich ein? Wenn du einfach nur wissen wolltest, was für Musik die (komplett verstörten) Menschlein machen, die die Maschine ausspuckt, kannst du auch einfach Tiny Moving Parts hören.

„Celebrate“ ist nämlich das perfekte Beispiel dafür, dass eine Fusion aus Poppunk, Emo und Mathrock besser funktioniert, als man gemeinhin annehmen sollte. Da muss man sich nur einmal das Paradebeispiel „Birdhouse“ anschauen – vom simpelsten Punk-Intro wird hier in einem Takt zu einem Gitarrenriff gesprungen, für dessen Berechnung man in Bruchrechnung wohl mindestens eine gute 3 braucht. Und wieder zurück, und dann ist der Song auch erst vier Sekunden alt. Hier kaum unpassende Brüche aufkommen zu lassen, ist die Stärke von Tiny Moving Parts – neben einem fast schon beängstigenden Sinn für Melodien, die immer wieder aus dem Kampf zwischen Simplizität und Komplexität herausscheinen, und dem Verstand, auch hin und wieder einmal Raum für Ruhe zu lassen.

Nun gut, der Emo-Einschlag manifestiert sich nicht zuletzt auch in so mancher Textzeile, die man sich nur allzu sehr auf 16-jährigen Oberarmen tätowiert vorstellen könnte: "Please come back to me, I'll need you more than anything" oder "I hope we will always be friends" sind noch eher harmlos, da ausgelutscht-nichtssagend, bei (wenn auch augenzwinkernder) Metaphorik wie "My lungs need to act like windows and open up" könnte der eine oder andere Hobby-Philologe aber bereits das Weite gesucht haben. Aber was erwartet man auch von einer Band, die ihr erstes Album "This Couch Is Long And Full Of Friendship" nennt? Außerdem sind Hobby-Philologen vielleicht auch die Art Mensch, die sich auf dem Flohmarkt Teleportationsmaschinen kaufen wollen und damit sowieso erstmal raus. Für alle anderen ist das dritte Album von Tiny Moving Parts einer der spannendsten Genre-Mixe des Jahres 2016.

Jan Martens

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